Lebkuchen-Gate:
Aufregung um genderneutrales Gebäck
Das viral gegangene Foto eines "Lebkuchenmensch" löst in den USA auf Twitter erneut eine heftige Debatte aus, es müsse "LebkuchenMANN" heißen. Doch warum eigentlich? Das Gebäck hat doch gar keine Genitalien...

Foto: FabrikaSimf / Shutterstock
Das Internet ist verärgert über das fehlende Geschlecht eines Kekses. Angefangen hat alles mit einem Bild, das Twitter-Nutzer und Extremsportler Paul Thacker auf Twitter teilte. Es zeigt ein klassisches, figürliches Weihnachtsgebäck, das für 2,80 US-Dollar verkauft wurde. Auf dem dazugehörigen Preisschild steht: "Gingerbread Person", übersetzt als "Lebkuchenperson" oder "Lebkuchenmensch". Die traditionelle Bezeichnung "Gingerbread Man" könnte ebenfalls als "Lebkuchenmensch" durchgehen, bedeutet aber eben auch "Lebkuchenmann".
"Wir sind verrückt geworden", twitterte Thacker dazu, offenbar verärgert darüber, dass das Gebäck mit dem breiten Zuckergrinsen nicht "Lebkuchenmann" genannt wurde. Wo er das Foto geschossen hat, ist nicht bekannt.
Die Kongressabgeordnete Lauren Boebert nahm den Tweet auf und fügte hinzu: "Wie lange noch, bis der Begriff 'Person' auch beleidigend wird?" Boebert gehört den Republikaner:innen an und vertritt offensiv die Interessen der Waffen-Lobby.
Wer ist hier übersensibel?
In diesem Moment schalteten sich LGBTQ+-Aktivist:innen und Feminist:innen wie Matt Bernstein dazu und teilten Screenshots des Tweets auf Instagram und Twitter, wo er für Gelächter sorgte: "Stell dir vor, deine Vorstellung von Geschlechtsidentitäten ist so fragil, dass du dich von einem Keks bedroht fühlst." So und so ähnlich lauten die spottenden Reaktionen aus der sogenannten "Woke"-Bubble, also von Menschen, die online wie offline auf soziale Ungleichheiten aufmerksam machen und sich für Minderheiten einsetzen.
Während dieser Bubble nämlich oft vorgehalten wird, sie sei übersensibel, ist der Lebkuchenvorfall für diese eine wunderbare Gelegenheit, ihren Kritiker:innen, welche meist aus der politisch-konservativen Ecke stammen, den Spiegel vorzuhalten. Schließlich geht es am Ende des Tages immer noch um einen einfachen Keks, der ihre Gemüter erhitzte.
Auf Twitter wiederum fordern die Menschen, dass die Abgeordnete aus Colorado sich mit wichtigeren Themen beschäftigen sollte.
"Sie sind offensichtlich Männer!"
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Konservative über Lebkuchenmenschen echauffieren. Bereits im Dezember 2018 machte dieselbe Debatte die Runde, nachdem sich die Fox-News-Persönlichkeiten Tucker Carlson und Tammy Bruce über eine Bäckerei in Schottland aufregten, die das Gebäck ebenfalls unter dem Namen "Lebkuchenmensch" verkaufte: "Nachdem man sein ganzes Leben schikaniert wird, was man sagen darf und was nicht und nachdem einem unterstellt wird, dass man ein schlechter Mensch ist, kann es die kleinste Sache sein, die einen aus der Bahn wirft", beschwert sich Bruce über sensible Sprache. "In diesem Fall ist es die Bezeichnung von Lebkuchenmenschen als Lebkuchenmänner, obwohl sie - offensichtlich - Männer sind."
Offensichtlich also. Das grinsende Gebäck ist in erster Linie ein Keks. Ein Keks, der es in die Nachrichten schaffte und über den sich erwachsene Menschen in Rage reden. Auf der anderen Seite führt diese Aussage die eigenen Argumente der Konservativen ad absurdum. Diese behaupten, es gebe nur zwei Geschlechter, welche eindeutig durch Chromosomen und entsprechende anatomische Merkmale bestimmt werden. Nun hat ein der Keks in Form eines Menschen jedoch gar keine Geschlechtsteile. Und trotzdem darf sich das Gebäck nach Meinung mancher Menschen sein Geschlecht nicht aussuchen.