WDR:
Aufschub der Werbereduzierung beim WDR: So reagiert die Branche
Ärger beim VPRT, Freude bei den Werbekunden über vorläufigen Werbezeitenerhalt beim WDR.
Die Branche reagiert unterschiedlich auf die Entscheidung der schwarz-gelben NRW-Regierung, die für 2019 geplante zweite Stufe der Reduzierung der Radio-Werbezeiten in den Radiosendern des Westdeutschen Rundfunks auf Januar 2021 zu verschieben.
Die Organisation der Werbungtreibenden im Markenverband (OWM) begrüßt den taktischen Schritt der Politiker. „Dass die neue Landesregierung zunächst die Auswirkungen der Werbezeitenreduktion prüfen will, ist der richtige und notwendige Schritt zur Stabilisierung des Hörfunk-Werbemarkts im bevölkerungsreichsten Bundesland", sagt OWM-Geschäftsführer Joachim Schütz. Die Reaktion der OWM ist wenig überraschend: Um die Entscheidung der damaligen rot-grünen Regierung zu verhindern, hatte der Werbungtreibendenverband 2012 eine eigene Studie aufgesetzt, die nachweisen sollte, dass bei einer Werbezeitenredukion im WDR freiwerdende Werbegelder völlig aus dem Radiomarkt ins Digitale abwandern und nicht dem Privatradio zugute kommen würden.
Der WDR darf seit 1. Januar 2017 werktags im Jahresdurchschnitt statt vorher 90 Minuten nur noch 75 Minuten Werbung senden und musste auf einem seiner Radioprogramme auf Werbung verzichten. Es traf den Sender WDR 4, der bislang nur 15 Minuten Werbung gesendet hatte. In der Folge hatte der WDR die Werbepreise erhöht. 2019 wären die Werbezeiten auf 60 Minuten reduziert worden. Ein weiteres WDR-Radio hätte vollständig auf Werbung verzichten müssen.
Der Privatfunkerverband VPRT reagierte dagegen verschnupft auf die Verschleppug der geplanten weiterführenden Werberestriktionen. Der VPRT befürchtet eine Verschleppung der Reformbemühungen bei den Öffentlich-Rechtlichen. "Die Entscheidung vergeudet wertvolle Zeit für die erforderlichen Korrekturen im dualen Radiosystem", kritisiert Klaus Schunk, Vorsitzender des VPRT-Fachbereichs Radio und Audiodienste.
Anders als die OWM haben die Privatradios keine Befürchtungen, dass die Werbereduktion bei den öffentlich-rechtlichen Radios dem Radiomarkt insgesamt schadet. Sie fordern im Gegenteil traditionell einen völligen Werbeverzicht von ARD und ZDF und erhoffen mehr Werbeeinnahmen für sich selbst.
Die NRW-Regierung will nun die Zeit bis 2021 nutzen, um ein eigenes Gutachten erstellen zu lassen, wie sich die bisherige Reduktion der Werbezeiten auf den Radiomarkt auswirkt.