
Umweltschutz:
Beiersdorf will nachhaltigere Verpackungen
Öko-Pionier Werner & Mertz und der Kosmetikkonzern Beiersdorf wollen Kosmetikverpackungen in Zukunft nachhaltiger gestalten und haben sich deshalb für ein gemeinsames Projekt zusammengeschlossen.

Foto: Beiersdorf
Werner & Mertz, Gründungsunternehmen der "Rezyklat-Initiative" und der Kosmetikkonzern Beiersdorf gehen eine Kooperation ein. Gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) haben sie ein Fundament für den Einsatz von mechanisch recyceltem Altplastik, welches aus dem Dualen System "Grüner Punkt" gewonnen wird, für Kosmetikverpackungen erarbeitet.
Herausforderungen beim Rezyklat-Einsatz in Kosmetikverpackungen
Bislang ist der Kosmetikmarkt sehr zurückhaltend beim Einsatz von recyceltem Plastik. Vereinzelt arbeiten die Unternehmen jedoch schon mit dem Stoff - so hat dm bereits vor Jahren eine Verpackung aus Rezyklat in den Umlauf gebracht. Allerdings ist sich die Industrie nach wie vor nicht sicher, ob der wiederverwertete Stoff auch unbedenklich ist. Werner & Mertz hatte bereits in einem langjährigen Projekt mit Partnern die Entwicklung von Aufbereitungsprozessen für HDPE vorangetrieben und aufgezeigt, dass eine sichere Verwendung von HDPE Rezyklat für sogenannte Rinse-Off-Produkte – Produkte, die zur Körperreinigung angewendet werden – möglich ist.
Beiersdorf als Marktführer im Bereich der Hautpflege mit den Marken Nivea und Eucerin hatte sich erst kürzlich im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsagenda "Care beyond skin" ambitionierte Ziele für die Kreislauffähigkeit seiner Verpackungen gesetzt und erste Produkte mit Recyclinganteil in Kunststofflaschen auf den Markt gebracht. "Bei unseren Bemühungen, den Recyclinganteil in unseren Kunststoffverpackungen weiter auszubauen, stehen wir als Hersteller vor der Herausforderung, dass die Zulieferer nur unzureichend auf unsere Materialanforderungen vorbereitet sind. Es wurde schnell deutlich, dass wir bei der Entwicklung von hochwertigen Rezyklaten unterstützen müssen, insbesondere bei der Definition der Qualitätsanforderungen. Werner & Mertz hatte hier schon ausgezeichnete Vorarbeit geleistet. Gemeinsam haben wir dann die Idee weiterentwickelt und das Fundament für einen Kosmetikstandard gelegt", erläutert Michael Becker, Head of Global Packaging Development bei Beiersdorf.
Beiersdorf will sich nachhaltiger aufstellen
Beiersdorf will sich seit geraumer Zeit nachhaltiger aufstellen und hat dazu unter anderem die Marke Stop the water while using me gekauft. Seit 2020 ist das Thema Nachhaltigkeit in der Unternehmensstrategie des Unternehmens verankert.
Um der Branche mehr Sicherheit und Klarheit in Bezug auf den Einsatz von Altplastik in Kosmetikverpackungen zu geben, haben Werner & Mertz und Beiersdorf in Zusammenarbeit mit Dr. Frank Welle vom Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung eine Bestandsaufnahme von vorhandenen Rezyklaten am europäischen Markt erstellt. Diese liefert eine maßgebliche Transparenz über die vorhandenen Recyclingverfahren, die verfügbaren Rezyklat-Qualitäten, sowie die Materialeigenschaften. Durch einen Abgleich mit den Anforderungen an Kosmetikverpackungen konnte daraus erstmals ein Standard definiert werden, der Antworten auf die wichtigsten Fragestellungen liefert, die Recyclingunternehmen und Herstellern weiterhilft. Recycler erfahren, wie sich die Qualitätslage aus Sicht der Kosmetikbranche darstellt und erhalten Hinweise darüber, wie eine hochwertige Aufbereitung von Altplastik für Kosmetikverpackungen gelingen kann und welche Qualität erforderlich ist, um die Anforderungen der Branche zu erfüllen.
Auf Seiten der Kosmetikindustrie, so die Erkenntnisse der Untersuchung, ist es zielführend, Kunststoffverpackungen so zu gestalten, dass sie aus hochwertigem Material bestehen, das dem Kreislauf erneut zugeführt werden kann. Den Gedanken der Kreislauffähigkeit gilt es auch bei der Gestaltung der Verpackung zu beachten: beispielsweise durch den Einsatz von Monomaterialien statt Verbundmaterialien, nachhaltigen Druckfarben, ablösbaren Etiketten sowie die leichte Trennbarkeit der Verpackungskomponenten im Recyclingprozess.
"Wir haben mit unserer gemeinsamen Arbeit bewiesen, dass mechanisches Recycling einen gangbaren Weg für hochwertiges Sekundärrohstoffe darstellt. Unsere Erkenntnisse sind zukunftsweisend und sollen allen Akteuren mehr Sicherheit geben. Wenn viele Unternehmen unserem Beispiel folgen, wird Bedarf erzeugt, was wiederum die Investitionen in Aufbereitungsanlagen beschleunigt und den wiederkehrenden Einsatz von Altplastik wirtschaftlich macht. Dies kommt dann nicht nur den Unternehmen, sondern vor allem unserer Umwelt zugute", sagt Immo Sander, Leiter Verpackungsentwicklung, Werner & Mertz.