ORF1:
Betrunken im Fernsehen? ORF-Moderator suspendiert
Er lallte, verschluckte Buchstaben und musste sich am Tisch abstützen, während Roman Rafreider eigentlich die neuesten Ereignisse aus aller Welt verlesen sollte. Der Sender ORF1 reagierte prompt.
Es waren Szenen, die besonders auf Twitter für einige Häme, Spott, Diskussionen, aber auch Genesungswünsche sorgten: In der am 14. Dezember um 22 Uhr ausgestrahlten Nachrichtensendung "ZIB Flash" auf dem österreichischen Sender ORF 1 wirkte Moderator Roman Rafreider eigentümlich derangiert. Er nuschelte, war teilweise schwer zu verstehen, schaute auffallend oft auf seine Moderationskarten und kämpfte mit Artikulationsproblemen. Gegen Ende des kurzen Nachrichtenupdates musste er sich sogar an seinem Moderationstisch festhalten. Zudem rutschten ihm einige Versprecher raus. So bezeichnete er die Omikron-Variante des Coronavirus als "Booster-Variante".
Anschließend verlas er undeutlich die Nachricht vom Vertrauensverlust der österreichischen Bevölkerung in die Regierung. "50 Prozent der Befragten vertrauen Österreichs Politikern und Politikerinnen nicht mehr. Übrigens in allen Alters-Bevölkerungs-Gruppen, in allen Altersgruppen, also unabhängig vom Alter", versuchte er vor laufender Kamera zu erklären. Mit "Ins Ausland jetzt" leitete er über zu einem tragischen Unfall in Haiti und kam wankend mit "einen haben wir noch" auf den größten Edelstein der Welt zu sprechen. Dabei suchte er Halt bei einem nebenstehenden Tisch. Nach "ZiB flash" hätte Rafreider noch "ZiBnacht" moderieren sollen, doch stattdessen meldete sich Kollege Martin Thür aus dem Studio.
War Rafreider betrunken?
Schnell wurde in den sozialen Medien vermutet, Rafreider sei bei der Sendung betrunken gewesen. Der ORF hat den Moderator demnach sofort von allen seinen Aufgaben entbunden. Wörtlich heißt es in einer Stellungnahme des Senders dem Standard zufolge: "Roman Rafreider wurde umgehend suspendiert. Der Fall und dienstrechtliche Konsequenzen werden heute von der Personalabteilung geprüft." Wie der Standard berichtet, hat er sich intern jedoch für den Vorfall entschuldigt und auf persönlich-familiäre Ereignisse verwiesen, von denen er unmittelbar vor der Sendung erfahren habe. Doch bereits am Mittwoch war ein Gespräch der Personalabteilung des ORF mit dem Moderator angesetzt. Das Medienunternehmen und sein Moderator würden künftig getrennte Wege gehen, hieß es auf dem Küniglberg.
Beruhigungstabletten statt Alkohol
Doch Freund:innen des Moderator versichern, dass er keinen Schluck zu sich genommen habe. Wie die österreichische Zeitung Heute berichtet, habe Rafreider vor der Aufzeichnung einen Anruf bekommen, der den 52-Jährigen aus der Fassung brachte. Der exakte Inhalt ist unbekannt. Während einige Medien darüber berichten, dass Rafreiders Vater in der Nacht auf der Intensivstation gelegen – und inzwischen verstorben – sei, schreiben andere, dass Bekannte dies dementieren.
Um in seinem psychischen Ausnahmezustand dennoch moderieren zu können, habe er Beruhigungsmittel eingenommen, da er sonst fast kollabiert wäre. Er dachte, er schaffe es und keiner würde es merken. Inzwischen sehe er es als Fehler. Der Sender jedenfalls scheint die Diskussionen langsam aber sicher im Keim ersticken zu wollen. Die zahlreichen Clips des bizarren Auftritts werden kontinuierlich gesperrt und gelöscht.
Neben Spott erfährt Rafreider jedoch auch viel Unterstützung und Beistand aus den sozialen Medien.