
Cliqz/Mozilla :
Burdas Browser-Macher weisen Mark Zuckerberg eine dreiste Lüge nach
Facebooks Boss Mark Zuckerberg hat vor dem US-Kongress schlicht gelogen. Das machen jetzt die Macher von Cliqz, hinter dem Burda und Mozilla stehen, in einem offenem Brief deutlich.

Foto: Cliqz
Die Verantwortlichen von Burdas Browser Cliqz werfen Facebooks Boss Mark Zuckerberg in einem offenen Brief vor, gelogen zu haben. Es geht um Zuckerbergs Aussage vor dem US-Kongress, er habe keine Kenntnis über Schattenprofile ("shadow profiles") - laut den Cliqz-Geschäftsführern Marc Al-Hames und Jean-Paul Schmetz schlicht eine offensichtliche Lüge.
Dabei handelt es sich um Daten, die Facebook unter anderem mittels Tracking auch über jene Internetnutzer sammelt und speichert, die nie Mitglied bei Facebook waren oder das Netzwerk bewusst verlassen haben. Und genau das tut Facebook.
Hierbei helfen die so genannten Social-Plug-ins, sprich die Klickflächen für Likes und Shares, die auf vielen Websites und in Apps integriert sind. Al-Hames fordert daher: "Die auf der Überwachung von Internetnutzern basierenden Geschäftsmodelle müssen streng reguliert werden. Es ist zwar okay, wenn Facebook weiß, was Sie auf Facebook tun."
Wo die Grenzen liegen müssen
Daneben sei es fair, wenn Nutzer für die Dienste bei Google mit Ihren Daten bezahlen. "Das gibt den Konzernen aber nicht das Recht, Ihnen auf praktisch allen Webseiten heimlich hinterherzuschnüffeln und dort Ihre persönlichen Daten abzugreifen." Insofern appellieren die Cliqz-Macher an die EU-Institutionen, "den Geist von DSGVO und ePrivacy gegen die Lobbyinteressen der Überwachungsindustrie zu verteidigen und der systematischen Erstellung von Schattenprofilen endlich einen Riegel vorzuschieben!"
Cliqz setzt einen Browser dagegen, der die Privatsphäre der Nutzer schützt. Unter den Marken Cliqz und Ghostery entwickelt das Münchner Unternehmen Browser, Browsererweiterungen, Suchmaschinentechnologien und Datenschutzwerkzeuge mit dem Ziel, dem Internetnutzer die Kontrolle über seine Daten zurückzugeben.
Chefsache bei der Agentur 19:13
Der offene Brief erscheint in mehreren überregionalen Tages- und Wochenzeitungen wie der FAZ, Süddeutschen Zeitung, der Welt, WamS, dem Handelsblatt, Focus und der Werbefachpresse. Entstanden ist die Anzeige in Zusammenarbeit mit der Münchner Kreativagentur 19:13 Transforming Businesses and Brands unter Leitung der beiden Geschäftsführer Virginie Briand und Michael Meyer.
Cliqz ist eine Mehrheitsbeteiligung von Hubert Burda Media und dem Browseranbieter Mozilla (Firefox) aus den USA, hinter dem eine Stiftung steht.
Hier der offene Brief im Wortlaut:
Lieber Mark Zuckerberg,
die Abgeordneten haben sich bei Ihrer Befragung im amerikanischen Kongress blamiert. Es war ein bisschen so, als würde man seinen Eltern bei einem modernen Tanz zusehen. Die Damen und Herren gaben sich hier und da etwas hölzern, manches war ein bisschen peinlich und am Ende hatte die ganze Veranstaltung sogar was Drolliges. Kurzum, Sie hatten die Lacher schnell auf Ihrer Seite.
Bei näherem Hinsehen muss allerdings jedem Internetnutzer das Lachen wirklich vergehen. Schließlich haben Sie nicht irgendeinen guten Witz gemacht, sondern vor der Weltöffentlichkeit dreist gelogen. Sie haben vorgegeben, nichts darüber zu wissen, dass Facebook uns alle überwacht, unabhängig davon, ob wir Mitglied bei Facebook sind oder nicht. Dabei ist genau das Teil Ihres Geschäftsmodells. Schon nicht mehr so lustig.
Doch blicken wir jetzt nach vorn. Denn das wollen Sie ja auch, wie Sie es in den Medien proklamiert haben. Sie haben jetzt die Chance, nachzubessern. Stehen Sie zu Ihrem Wort, beweisen Sie, dass Sie den öffentlich dargestellten Wandel Ihrer Firma jetzt auch wirklich ernst meinen. Respektieren Sie Ihre User. Respektieren Sie unser aller Privatsphäre. Und wenn Sie nicht wissen, wie das geht, fragen Sie uns. Wir können das jetzt schon.
Marc Al-Hames, Jean-Paul Schmetz, Geschäftsführer von Cliqz