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Ceconomy übernimmt Media-Saturn komplett
Der Elektronikhändler Ceconomy einigt sich endlich mit der Familie Kellerhals. Eine weitere gute Nachricht: Der Online-Umsatz der Marken Media Markt und Saturn liegt inzwischen bei 20 Prozent.

Foto: Ceconomy
Nach jahrelangem Zwist hat sich der Elektronikhändler Ceconomy mit der Familie Kellerhals über deren Anteil an der Media-Saturn-Holding geeinigt. Ceconomy werde die von der Familienholding Convergenta gehaltene Beteiligung von 21,62 Prozent übernehmen, teilte Ceconomy mit. Im Gegenzug erhält Convergenta bis zu 29,99 Prozent an Ceconomy und wird dessen größter Aktionär. Die beiden wichtigsten Geschäfte von Ceconomy sind die beiden Elektronikketten Media Markt und Saturn.
Das Verhältnis zwischen Ceconomy und dem inzwischen verstorbenen Media-Markt-Mitgründer Erich Kellerhals war immer wieder durch Streitigkeiten um die Vorherrschaft und die Richtung bei Media-Saturn geprägt. Diese reichen in die Zeit weit vor der Abspaltung von Ceconomy durch den Handelskonzern Metro im Jahr 2017 zurück und wurden teilweise vor Gericht ausgetragen. "Mit dieser Einigung haben wir die Zeit vergangener Konflikte hinter uns gelassen und eine gute Lösung im Sinne aller Beteiligten gefunden", kommentierte Ceconomy-Chef Bernd Düttmann.
Mit der Neuorganisation der Gesellschafterstruktur will Ceconomy die komplizierte Struktur des Konzerns vereinfachen. Media-Markt-Saturn werde eine 100-prozentige Tochter von Ceconomy. Ceconomy erhofft sich dadurch eine geringere Komplexität und eine Verbesserung der Prozesse. Die Transaktion werde insbesondere steuerliche Verlustvorträge von Ceconomy, die sich auf jeweils rund 1,2 Milliarden Euro Körperschaft- und Gewerbesteuer belaufen, nutzbar machen, teilte das Unternehmen mit.
Der Vollzug der Transaktion soll frühestens Ende März 2021 erfolgen. Die Hauptversammlung muss dem Deal noch zustimmen. Sie ist für den 17. Februar angesetzt. Die derzeitigen Hauptanteilseigner hätten einzeln gegenüber dem Vorstand bereits ihre Zustimmung zu der Transaktion signalisiert. Zu den Großaktionären gehörten zuletzt die Familie Haniel mit fast 23 Prozent, die Meridian-Stiftung der Metro-Mitgründer Schmidt-Ruthenbeck (14,2 Prozent), die Beisheim Holding (6,6 Prozent) sowie der Telekommunikationskonzern Freenet (9,1 Prozent).
Jürgen Kellerhals sprach von "konstruktiven Gesprächen". Convergenta freue sich, Ankeraktionär des Unternehmens zu werden. "Wir streben an, mittelfristig über eine Beteiligung im Aufsichtsrat die Transformation des Unternehmens zu fördern und seine nachhaltige Entwicklung zu begleiten", erklärte er.
Ceconomy hat sich auch zum Verlauf des Geschäftsjahrs 2019/20 geäußert. Die Ausfälle im stationären Geschäft wurden teilweise durch ein starkes Online-Geschäft kompensiert, sagt das Unternehmen. Der Online-Umsatz sei um 44,1 Prozent auf 4,2 Milliarden Euro gestiegen - und erreichte einen Anteil von über 20 Prozent am Gesamtumsatz (GJ 2018/19: 13,7 Prozent). Allein im Monat April 2020 lag das Wachstum hier gegenüber dem Vorjahresmonat bei rund 200 Prozent. Insgesamt verzeichnete das Unternehmen über sechs Millionen registrierte Neukunden in den Webshops von Media Markt und Saturn. Gleichzeitig stieg nach den temporären Marktschließungen im März und April 2020 die Besucherfrequenz im stationären Handel schnell wieder an, blieb jedoch insgesamt unter Vorjahresniveau.
"Wir werden unser Kerngeschäft weiter stärken, unsere Online-Aktivitäten deutlich ausbauen und in neue Geschäftsfelder expandieren. Wir investieren gezielt in die Beratungskompetenz unserer Mitarbeiter und werden unseren Kunden auch auf der Grundlage intelligenter Datenanalyse schnell und verlässlich maßgeschneiderte Produkte und Services bieten – auf allen Kanälen. Unser Ziel ist klar: Wir werden die größte Omnichannel-Plattform Europas bauen", so Ferran Reverter, CEO von MediaMarktSaturn.
Trotz der Online-Wachstums betont Reverter: Der stationäre Handel bleibt dabei das Rückgrat der Organisation und soll noch stärker auf unterschiedliche Kundenbedürfnisse ausgerichtet. Dazu werden vier zentrale Store-Konzepte eingeführt - vom Großmarkt bis zum Shop-in-Shop. Der Anteil von Eigenmarken im Sortiment soll über alle Kanäle hinweg auf rund 5 Prozent im Geschäftsjahr 2022/23 erhöht werden.
Das Geschäft vor und während der Black-Friday-Periode und der Vorweihnachtszeit "entwickelte sich auch 2020 dank der Entzerrung des Weihnachtsgeschäfts und erfolgreicher Kampagnen wie dem Singles Day und dem Black November sehr erfreulich", so das Unternehmen.