
Kampagnenkritik:
Clausthaler zieht Politiker-Motiv zurück
Politikerschelte mal anders: Nach Einwänden des Kommunalpolitikers Benno Wollny verzichtet Clausthaler auf eine Headline in der laufenden Kampagne. Die Kritik: Schadet dem Ehrenamt.

Foto: Radeberger-Gruppe
Sie ist so pur, frisch, voller Ironie. Nüchtern betrachtet: einfach gut. Die neue Kampagne von Clausthaler macht nochmal ganz neu Lust auf den Klassiker unter den Alkoholfreien. Ein Motiv allerdings stieß auf, dem Kommunalpolitiker Benno Wollny nämlich, wie die Frankfurter Rundschau berichtet. Jetzt mal ohne Witz!
Alkoholfreies Bier war immer Clausthaler. Man erinnert sich: "Nicht immer, aber immer öfter." Mit der neuen Kampagne wollte der Hersteller an alte Zeiten anknüpfen, denn Alkoholfreies bieten ja inzwischen auch andere an.
Es ist die größte Kampagne in der Geschichte der Marke. Die Werbung der Hamburger Agentur Blood Actvertising spielt mit Alltagsmythen und fragt zum Beispiel: "Jetzt mal nüchtern betrachtet: Hipster-Biere gibt's doch schon genug, oder? und "Ein Berliner braucht keinen Alkohol, um die Wahrheit zu sagen".
Auch Politiker tun was - die meisten jedenfalls
Sie ist einfach, lebensnah, nicht bierernst, "erfrischend nüchtern" eben. Das macht Spaß und weckt Sympathie. Wäre da nicht das Motiv mit der Frage: "Warum regen sich Menschen über Politiker auf? Die tun doch gar nichts!". Ein alter Bütten-Gag. Nur mitten im Bundestags-Wahlkampf.
Dem Soester Benno Wollny hat das gar nicht geschmeckt. Er tut nämlich eine ganze Menge, sitzt in diversen Ausschüssen, ist Pressesprecher seiner Ratsfraktion, Wahlkreisbetreuer und engagiert im Ehrenamt.
Aus diesem Grund hat der Mann den Verantwortlichen bei Clausthaler, bei der Radeberger-Gruppe, auch ordentlich einen eingeschenkt - per Mail, weil eben die meisten Politiker sehr wohl was tun. Jedenfalls so viel, dass sie nicht wegen Clausthaler nüchtern bleiben, sondern weil ihnen schlicht die Zeit für den Biergarten fehlt. Schade eigentlich. Aber es war klar, dass dieses Motiv so nicht mehr passt.
Clausthaler hat innerhalb eines Tages reagiert und das Motiv aus der laufenden Kampagne zurückgezogen, sowohl den TV-Spot als auch das Plakat. Politikerschelte wirkt! Nüchtern betrachtet: auch in die andere Richtung. Wohl bekomm's!