Von den Umbrüchen am Arbeitsmarkt langfristig betroffen sind verschiedenste Bereiche, vor allem aber auch Tätigkeiten mit direktem Kunden- und Kollegenkontakten z.B. im Handel oder in Banken sowie in der Gastronomie. Aber auch in Fabrikproduktion und Lagerwesen sowie in Büro- und Verwaltungsjobs werden Automatisierung und Digitalisierung Jobs massiv verändern oder wegfallen lassen.

Gleichzeitig werden aber auch neue Jobs entstehen, vor allem im Gesundheits- und Pflegebereich, aber auch in der Programmierung, im Ingenieurwesen oder im Transportbereich und öffentlichen Nahverkehr.

Mehr Homeoffice, weniger Geschäftsreisen

Die Studie zeigt: Deutschland ist von den Veränderungen in der Arbeitswelt in Europa am meisten betroffen. Ein Grund ist der große Anteil des verarbeitenden Gewerbes, das eine der höchsten Automatisierungsverschiebungen (27 Prozent) aufweist. Im Vergleich mit den anderen untersuchten Wirtschaftsnationen hat Deutschland neben dem Vereinigten Königreich zudem den größten Anteil an Arbeitstätigkeiten, die ins Homeoffice verlegt werden könnten: Nahezu jeder vierte Beschäftigte (24 Prozent) könnte seine Beschäftigung an drei bis fünf Tagen von zuhause aus ausüben – im Vergleich zu 22 bzw 21 Prozent in den USA und Frankreich.

Erste Auswirkungen auf den Immobilienmarkt zeigt die MGI-Analyse auch: Besonders in Großstädten stehen immer mehr Büroflächen leer. In Berlin hat der Büroflächenleerstand binnen Jahresfrist um 27 Prozent zugenommen, im Großraum München um 14 Prozent sowie in Frankfurt und Düsseldorf um jeweils 8 Prozent. Durch mehr Homeoffice und die positiven Erfahrungen mit der Nutzung von Videokonferenztechniken könnte sich die Zahl der Geschäftsreisen zudem ebenfalls langfristig um bis zu 20 Prozent reduzieren.

Schwierig für Frauen, Jüngere, Geringqualifizierte und Einwanderer

Die MGI-Analyse zeigt auch, dass sich die Veränderungen und Umbrüche vor allem auf vier Bevölkerungsgruppen auswirken, die es am Arbeitsmarkt sowieso schon tendenziell schwerer haben: In Deutschland sind davon 3,1 mal mehr Frauen betroffen als Männer, 2,7 mal mehr Beschäftigte ohne höheren Bildungsabschluss, 1,4 mal mehr Arbeitnehmer jünger als 24 Jahre sowie 1,7 mal mehr eingewanderte, ausländische als deutsche Arbeitnehmer.

Gleichzeitig ist Deutschland dem MGI zufolge aber auch besser gerüstet für die Bewältigung dieser Verschiebungen am Arbeitsmarkt aufgrund des größeren formalen Berufsbildungssektors; rund 50 Prozent der Beschäftigten im Bildungsbereich haben eine tertiäre Ausbildung im Vergleich zu rund 35 Prozent in anderen europäischen Ländern. Und gleichzeitig zeichnet sich durch den prognostizierten Rückgang der Erwerbsbevölkerung um 5 Prozent bereits bis 2030 ab, dass es mehr Arbeitsplätze als Arbeitnehmer geben könnte.


Annette Mattgey, Redakteurin
Autor: Annette Mattgey

Seit 2000 im Verlag, ist Annette Mattgey (fast) nichts fremd aus der Marketing- und Online-Ecke. Als Head of Current Content sorgt sie für aktuelle Geschichten, Kommentare und Kampagnen auf wuv.de. Außerdem verantwortet sie das Themengebiet People & Skills.