Fluglinien-Partner von großer Bedeutung

"Der DFB muss sich der Außenwirkung solcher Verhandlungen deutlich bewusst werden", sagte Gyde Jensen (FDP), die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Menschenrechte und humanitäre Hilfe, der BamS zu den Katar-Gesprächen. "Auf dem grünen Rasen für Menschenrechte zu demonstrieren und dann Sponsorenverträge mit der staatlichen Airline eines Landes anzustreben, in dem die Menschenrechtslage äußerst fragil ist, passt schwerlich zusammen."

Qatar Airways ist im Sport und speziell im Fußball ein globaler Sponsor. Kritiker werfen dem Emirat sogenanntes "Sportswashing" vor - die Aufbesserung des eigenen Images mithilfe des Engagements im Sport. Unter anderem ist das Staatsunternehmen des reichen Emirats offizieller Partner des Weltverbands FIFA und auch des FC Bayern München.

Der deutsche Rekordmeister fliegt regelmäßig ins Winter-Trainingslager nach Katar. Die Verantwortlichen verweisen darauf, dass gerade dank der Partnerschaft für Verbesserungen in Katar gesorgt worden sei. "Bevor der FC Bayern mit Katar ins Geschäft kam, haben wir die Bundesregierung gefragt, ob es ein Problem ist, mit Katar Geschäfte zu machen", sagte Ehrenpräsident Uli Hoeneß am Sonntag im Sport1-Doppelpass. "Da haben die gesagt: Auf keinen Fall, das ist ein guter Wirtschaftspartner für den FC Bayern."

Desaströse Menschenrechtslage

Neuerliche Berichte über die Menschenrechtslage sowie die Bedingungen für ausländische Arbeiter auf den vielen Baustellen im WM-Gastgeberland hatten die internationale Kritik zu Jahresbeginn wieder verstärkt. Der britische Guardian hatte gemeldet, seit der Vergabe der WM im Jahr 2010 seien mehr als 6500 ausländische Arbeiter in Katar gestorben. Die Regierung des Emirats hatte die Vorwürfe deutlich zurückgewiesen, Katars Regierungsmitglied Thamer Al Thani verwies im Gespräch der Deutschen Presse-Agentur zuletzt auf "bedeutende Fortschritte" in dem Land.

Bei den ersten WM-Qualifikationsspielen im März hatten mehrere Nationen die große Öffentlichkeit genutzt, um für die Einhaltung aller Menschenrechte zu demonstrieren. Die deutsche Nationalmannschaft stand vor der ersten Partie gegen Island im Duisburger Stadion Arm in Arm und nutzte auch die weiteren beiden Spiele, um auf das Thema aufmerksam zu machen.

"Wir haben natürlich die WM vor uns", hatte Goretzka gesagt. "Ich finde, dass man solche Momente nutzen kann. Norwegen hat es auch gemacht. Wir haben da eine große Reichweite", so der Nationalspieler. "Die können wir wunderbar nutzen, um ein Zeichen zu setzen für Werte, für die wir stehen wollen." In Norwegen war während der EM auf einer Verbandssitzung über einen Boykott der Katar-WM diskutiert worden - ein entsprechender Antrag wurde abgelehnt.