
Mobilitätsstrategie:
Daimler pusht Carsharing-Startup Turo in Deutschland
Vom Porsche 911 bis zum Fiat 500 reicht das Angebot von Turo. Über die Plattform können Privatleute ihre Autos vermieten. Das funktioniert ab sofort auch in Deutschland.

Foto: Turo
Das Startup Turo, das 2009 in San Francisco gegründet wurde, übertrug das Prinzip von Airbnb auf den Fahrzeugmarkt. Während in dem einen Fall privat Zimmer vermittelt werden, bietet Turo die Möglichkeit, Privatautos tageweise an andere zu vermieten. Bislang schaffte es Marktführer Turo, Konkurrenten wie Drivvy oder Snappcar auf Abstand zu halten.
Rund 5 Mio. Nutzer in 5.500 Städten weltweit können ihre Wahl aus etwa 200.000 Autos treffen. Im Web oder per App lässt sich eintragen, wann man wo für wie lange welche Art von Fahrzeug braucht. Turo schlägt einen Vermieter vor, der zu den eigenen Wünschen passt. Turo kassiert dafür eine Provision vom Leihgeber. Um das Risiko abzufedern, ist der Versicherungskonzern Allianz mit im Boot und versichert die Autos für den Mietzeitraum.
Im vergangenen Jahr ist Daimler, zu dem auch der Car-Sharing-Anbieter Car2Go gehört, mit 35 Mio. US-Dollar bei Turo eingestiegen. Gleichzeitig hat der Autobauer das Prinzip Peer-to-Peer in München und Berlin ausgetestet. Nun soll dieses Daimler-Experiment Croove in Turo aufgehen und als eigenständige Marke verschwinden.
Via Instagram verbreitet Turo die Nachricht vom Deutschlandstart:
Die Pläne sind ehrgeizig: Turo strebt bis Ende des Jahres die Marktführerschaft in Deutschland an. "Das Geschäft wächst sehr schnell", sagt Turo-CEO Andre Haddad. In sechs bis zwölf Monaten könne in Berlin und München die "kritische Masse" erreicht sein - sprich: so viele Nutzer, dass das System vernünftig funktioniert. In Städten wie Stuttgart, Frankfurt oder Köln dürften es wohl zwei bis drei Jahre werden, glaubt er.
Für das hiesige Geschäft ist Marcus Riecke zuständig. Haddad und Riecke kennen sich aus gemeinsamen Zeiten bei Ebay. Riecke, früher bei StudiVZ und zuletzt bei der Nachbarschafts-Plattform Nextdoor, hält Deutschland unter anderem wegen des großen Automarkts für ein lohnendes Ziel. Außerdem sei es ein beliebtes Reiseland vor allem auch für Besucher aus dem Ausland. Und, das betont auch Haddad: Die sogenannte Sharing Economy, also die gemeinschaftliche Nutzung von Dingen anstelle von Besitz, laufe gut in Deutschland.
Haddad sieht rundum nur Vorteile: Wer seinen Wagen, der sonst die meiste Zeit nutzlos herumsteht, an andere weitergibt, könne damit dessen Unterhalt verdienen. Im Schnitt reichten dafür neun Tage Vermietung im Monat. Und der Mieter spart im Vergleich zu Autovermietern wie Sixt und Hertz um die 35 Prozent.
Warum er den deutschen Markt für so attraktiv hält und warum es eine Win-win-Situation für Daimler ist, erzählt der CEO hier:
am/dpa/Nico Esch, dpa