
Streaming-Mystery :
Das erste deutsche Netflix Original "Dark"
Die ersten drei Folgen seiner deutschen Eigenproduktion präsentierte Netflix nun in Berlin einem ausgewählten Publikum. Die Erwartungen sind hoch.

Foto: Netflix
Vor gut eineinhalb Jahren hat Netflix verkündet, man werde eine deutsche Serie als "Netflix Original" produzieren. Viele waren überrascht, dass den Zuschlag eine Mystery-Reihe bekam: Das Genre fristet in der deutschen Fernsehlandschaft, dominiert von "Tatort" und "DSDS", ein Schattendasein. Und doch setzte Netflix auf das Projekt von Jantje Friese und Baran bo Odar ("Who am I").
Nun ist klar: Die Zuschauer erwartet ein Zehnteiler, der in der Kleinstadt spielt - und Spannung mit Sciencefiction und Thriller mischt. Die verschiedenen Besprechungen nach der Premiere verheißen Gutes: Die Schöpfer hätten von Netflix freie Hand bekommen, schreibt etwa Nordbuzz.de - und das merke man der Serie an (im positiven Sinne). Selbst Raum und Zeit setzen "Dark" offenbar keine Grenzen: Die Geschichte spielt mal im Jahr 2019, dann 1956 und 1986. Die Rezensenten fühlen sich daher auch durch die Bank an "Stranger Things" oder "Twink Peaks" erinnert.
Einen Vorgeschmack gibt der Trailer:
Auf allzu abgenutzte Fernsehgesichter setzen Netflix und die Münchner Produktionsfirma Wiedemann & Berg bei der Besetzung der Serie nicht, auch wenn die Schauspieler natürlich samt und sonders solide Filmografien vorweisen können. So spielt etwa der 20 Jahre alte Louis Hofmann die Hauptrolle. Er war auch bei Amazons erster deutscher Produktion dabei: In Matthias Schweighöfers "You Are Wanted" spielte er den Hacker Dalton.
Amazons Serie geht derweil in die Verlängerung; die Dreharbeiten zu Staffel zwei laufen seit September. Die sechs Folgen der ersten Staffel kamen bei Amazon gut an. Die Kritiken fielen teilweise mau aus, im Free TV beim ORF lief die Serie eher maßig.
"Dark" muss sich genau wie Amazon nicht nur auf dem deutschen Markt behaupten, in rund 190 Ländern bietet Netflix seine Originals an. Ab 1. Dezember können wir uns davon ein Bild machen. Die Stimmung im Kino in Berlin nach den ersten drei Folgen beschreibt der "Berliner Kurier" wie folgt: "Nach der Vorstellung gab es Standing Ovations und tobenden Applaus. Alle wollten am liebsten in den Kinosesseln sitzenbleiben."
Kelly Luegenbiehl, Netflix-Vizepräsidentin für den Bereich International Originals, ist zuversichtlich: "Wir haben festgestellt, dass Geschichten, die authentisch sind, überall funktionieren", sagte sie im Interview mit der Berliner Morgenpost.
Ein weiteres Beispiel dafür soll Dogs of Berlin werden. Im Auftrag von Netflix wird seit Anfang November an der zweiten deutschen Serienproduktion gearbeitet (von Christian Alvart, produziert von Syrreal Entertainment). Dabei geht es um zwei Polizisten (Felix Kramer, Fahri Yardim), die in der Berliner Unterwelt ermitteln. Der Zehnteiler soll 2018 ins Programm kommen. Produzent Sigi Kamml berichtet, man habe "die Freiheit einer radikalen Erzählweise auf Netflix genutzt", darum habe Dogs of Berlin "nichts mehr mit gängigen Krimis zu tun".