
Die Hausaufgaben der Digitalbranche
Die digitale Wirtschaft entwickelt sich hierzulande unter ihren Möglichkeiten: der Ausbildungsmarkt kommt mit qualifizierten Kräften nicht hinterher, die Datenschutzdiskussion hemmt deutsche Internet-Unternehmen gegenüber dem internationalen Wettbewerb. Online-Experten skizzieren, welche Herausforderungen gemeistert werden müssen.
Die digitale Wirtschaft entwickelt sich hierzulande unter ihren Möglichkeiten: der Ausbildungsmarkt kommt mit qualifizierten Kräften nicht hinterher, die Datenschutzdiskussion hemmt deutsche Internet-Unternehmen gegenüber dem internationalen Wettbewerb und daraus resultierend landen geschätzt 80 Cent von jedem erlösten Digital-Euro in ausländischen Konzernkassen.
So lautet die Analyse ausgewiesener Online-Experten wie die von Klaus Ahrens, Geschäftsführer von Pilot Media (Foto): "Die digitale Entwicklung verläuft mit einer Geschwindigkeit, die alles bisherige in den Schatten stellt. Mit den bekannten Rezepten wird Deutschland nicht auf die vorderen Plätze kommen – das Gütesiegel ‚Made in Germany‘ braucht eine Frischzellenkur.“
Die Herausforderungen der nächsten Jahre sind schnell umrissen: mehr Breitbandanschlüsse, Berührungsängste mit dem Internet-Geschäft vor allem bei kleinen und mittelständischen Firmen abbauen, das Online-Marketing forcieren und Spezialisten ausbilden.
"Investitionen in Forschung und Lehre sind die Grundvoraussetzung, um im globalen Wettbewerb als Digitalstandort nicht nur mitzuziehen, sondern innovativ gestaltend und maßgebend zu agieren", sagt Uwe Mosgallik (Foto), Leiter Suchmaschinenoptimierung beim Online-Marketing-Dienstleister Fairrank in Köln. Vor allem in seiner Profession fehle es an Spezialisten beziehungsweise an dafür erforderlichen Ausbildungsangeboten.
Qualifizierungsmaßnahmen unterstützt Fairrank daher aktiv, wie zum Beispiel durch die Kooperation mit der Webmasters Akademie Nürnberg GmbH. Am zugehörigen „Webmasters College“ können sowohl Basisstudiengänge im Web- und Online-Bereich belegt als auch Zusatzqualifikationen erworben werden. Quereinsteiger sind im Bereich Online-Marketing alltäglich und werden durch solche Zusatzqualifikationen als Mitarbeiter besonders gern gesehen. Ebenso können Unternehmen, die nicht im Online-Bereich zu Hause sind, hier ihre Mitarbeiter qualifizieren, um sich das notwendige Online-Wissen ins Haus zu holen. Dauerhaft kann der Weg zu einem gefestigten, innovativen Digitalstandort nur in der Qualifizierung sowohl der in den digitalen Berufen Arbeitenden als auch der Profiteure, nämlich der Unternehmen, liegen.Vernetzte Autos, ticketlose Reisen, digitale Ämter und ein hohes Niveau an digitalem Marketing – Deutschland kann sich im internationalen Vergleich absolut sehen lassen.
"Allerdings kein digitaler Innovationstreiber", konstatiert Andreas Gahlert, CEO der Agentur Neue Digitale/Razorfish. Als ein wichtigster Wirtschaftsmarkt mit hohem technologischen Know-how könnte die Bundesrepublik, ähnlich wie sie es mit der jetzigen Strompolitik vormacht, eine wegweisende Position einnehmen. Doch dafür müssten die kommenden Generationen innovationsfreudiger und kreativer ausgebildet sein.
"Deutschland wird künftig sicher eine wichtige Rolle in der Digitalbranche spielen", glaubt René Körting (Foto). Insbesondere als Dienstleistungsstandort profitierte man dann von der guten Ausbildung potenzieller Mitarbeiter und dem Nachfragepotenzial vieler Kunden, so der Geschäftsführer der Münchner Digitalagentur Exelution. Der Online-Experte prognostiziert auch schon den deutschen Fokus: Consulting und Kreation.