Die Betonung liegt hier auf "manchmal", denn wirklich bösartig ist "The Founder" nicht. Regisseur Hancock hat bisher Erfolg gehabt mit leicht verdaulichem Wohlfühl-Arthouse wie dem Footballer-Drama "Blind Side - Die große Chance" und "Saving Mr. Banks" über die Entstehung des Musicalfilms "Mary Poppins". Auch hier ist nun spürbar, dass er sich nicht traut, die dunklen Seiten Krocs wirklich auszuloten. Mehrdimensionale Frauenrollen fehlen ebenfalls - furchtbar unter Wert muss sich beispielsweise die in ihren wenigen Szenen wie immer exzellente Laura Dern verkaufen. Genauso wird ausgeblendet, welche Auswirkungen die von McDonald's angetriebene Fast-Food-Kultur auf die US-Gesellschaft hat.

Solide und leicht verdauliche Film-Biografie

Stattdessen tischt Hancock eine sehr solide Film-Biografie auf, die vor allem dann überzeugt, wenn sie abstrakte Geschäftsprozesse in spannende Filmsequenzen überträgt. Herausragend ist beispielsweise ein Rückblick, in dem die McDonald's-Brüder erklären, wie sie auf einem Parkplatz mit Kreide das Layout des Restaurants geplant haben: Stoppuhr in der Hand, auf dem Kreideplan stehende und herumhantierende Restaurantmitarbeiter inklusive.

Und dann wäre da noch der inzwischen gewohnt starke Michael Keaton im Zentrum. Er spielt Kroc überzeugend, wenn auch mit etwas unklaren Motiven. Der wahre Charakter seiner Figur bleibt undeutlich, aber genau das passt zur Grundidee des Films. Innovation ist in dieser Welt schon für sich genommen erstrebenswert, egal, ob sie von einem Überzeugungstäter mit Herz kommt oder von einem Vertreter, der nur ein gutes Geschäft wittert. Und genauso gleichgültig ist es, wer dabei auf der Strecke bleibt, frühere Geschäftspartner genauso wie die eigene Ehefrau.

Am Ende bleibt "The Founder" ein Film, der seltsam genau zu seinem Thema passt: Manchmal darf es schließlich auch im wahren Leben Fast Food sein und oft bereitet das sogar ordentlich Vergnügen - aber an die Raffinesse eines Vier-Gänge-Menüs kommt es nicht heran. (dpa)


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Autor: W&V Redaktion

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