Wie es im Norden läuft

Auch im Norden gewinnt die öffentlich-rechtliche Welle. NDR2 steigert sich auf 802.000 Hörer bei einem Plus von 28.000 Hörern. Lutz Marmor, NDR-Intendant: "NDR 2 bleibt das mit Abstand meistgehörte Programm im Norden und hat seinen Erfolg sogar noch leicht ausbauen können."

Unter den Privatsendern im Norden konnte R.SH aus Kiel seinen Hörerkreis um 34.000 Hörer auf 268.000 Hörer ausweiten. Auch Antenne Niedersachsen in Hannover gehört zu den MA-Gewinnern: ein Plus von 52.000 Hörern auf 312.000 Hörer. "Die Menschen in Niedersachsen stehen im Zentrum unserer Arbeit. Wir berichten über Themen, die sie interessieren und spielen Musik, die ihnen gefällt. Wir werden uns nicht auf unseren Lorbeeren ausruhen, sondern weiter hart daran arbeiten, das Vertrauen zu rechtfertigen", sagt Antenne Niedersachsens-Geschäftsführer und Programmdirektor Carsten Hoyer. Nähe zahlt sich ganz offensichtlich aus.

Das zeigt sich auch in Hessen. Dort konnte Planet Radio aus dem Funkhaus der Radio/Tele FFH mit einem Plus von 44 000 Hörern seine Reichweite auf 114.000 Hörer verbessern. Prozentual ein Riesengewinn. "Die FFH-Hörer wissen unsere Nähe zu ihnen und zu unserem Bundesland Hessen zu schätzen", sagt FFH-Geschäftsführer und Programmdirektor Hans-Dieter Hillmoth. Das Funkhaus hat zuletzt mit lokalen Aktionen die Hörernähe gestärkt. So die Organisation von Veranstaltungen wie die "90er-Party" oder die "Ganz in weiß"-Show, aktuell startet die FFH-Fußballschule.

Auch für das Berliner Schlagerradio Radio B2 dürfte die aktuelle MA für Freude sorgen. Der Privatsender verdoppelte seine Hörer auf 74.000 Hörer von bisher 36.000 Hörern.

Größter Verlierer ist 1Live

Während der größte Gewinner mit BR 1 aus Bayern kommt, sitzt der größte Verlierer in Nordrhein-Westfalen: 1Live büßte 133.000 Hörer ein und sinkt damit unter die Millionen-Marke auf 879.000 Hörer. Auch der Lokalsender-Zusammenschluss Radio NRW muss Verluste von 25.000 Hörern einstecken und erreicht nunmehr 1,657 Millionen Hörer.

Bleibt aber trotzdem Platz eins im Ranking der Top-Sender, gefolgt von Radio-Kombi Baden-Württemberg (1,135 Mio. Hörer), Bayern 1 und Antenne Bayern auf Platz vier. "Wir sehen, dass sich das Mediennutzungsverhalten in der werberelevanten Zielgruppe 14 bis 49 Jahre weiter verändert und digitale Angebote zunehmend attraktiver werden. Die strukturellen Veränderungen, die wir bereits eingeleitet haben, werden wir daher konsequent weiter vorantreiben, um das große Potenzial im analogen und digitalen Bereich noch effizienter und zielgruppenspezifischer nutzen zu können", sagt Sven Thölen, Geschäftsführer Radio NRW.

Der Senderverbund hat bewegte Zeiten hinter sich. Seit Februar ist Thomas Rump neuer Programmdirektor von Radio NRW. Ende März war Geschäftsführer Jan-Uwe Brinkmann ausgeschieden. Ab August wird nun Barbara Wiewer Leiterin Vermarktung bei Radio NRW - und die Geschäftsleitung verstärken. Sie kümmert sich um die Vermarktung aller analogen und digitalen Senderangebote. Wiewer kommt vom WDR-Vermarkter WDR Mediagroup.

Auch SWR4  Baden-Württemberg muss Hörerverluste einstecken. 49.000 Hörer schalteten den Sender nicht mehr ein, 478.000 Hörer bleiben dem Sender treu.

Vor allem die Sender im Osten mussten Verluste hinnehmen. So verliert das öffentlich-rechtliche Senderhaus MDR  an Reichweite. MDR Jump gar 49.000 Hörer (260.000 Hörer), MDR Sachsen ist um 82.000 Hörer ärmer (380.000 Hörer). Aber der Hörerschwund trifft auch die Privaten. Der Privatsender Radio SAW hat 27.000 Hörer weniger und erreicht noch 219.000 Hörer.

Leichter Vorsprung der Öffentlich-Rechtlichen

Insgesamt haben die öffentlich-rechtlichen Sender einen geringen Vorsprung zu den Privatsendern. Von Montag bis Freitag hören täglich 37,18 Millionen Hörer die ARD-Sender, ein Plus von 0,1 Prozent im Vergleich zum Frühjahr. Die Privatsender haben 400 000 Hörer verloren (minus 1,4 Prozent) und erreichen täglich 29,64 Millionen Menschen.

Zu beachten gilt, dass die agma ab sofort auf die einige Jahre praktizierte Befragung von Kindern im Alter von 10 bis 13 Jahren verzichtet. Jetzt wird wieder erst ab 14 Jahren gezählt. Somit reduzieren sich die Leistungswerte im Durchschnitt um zwei Prozent bundesweit.

Die Radionutzung hat generell etwas abgenommen. 78,3 Prozent der Bevölkerung hört unter der Woche Hörfunk im UKW (MA 2017 Radio I: 78,8 Prozent). Die tägliche Hördauer ist auf 192 Minuten gesunken (MA 2017 Radio I: 195 Minuten).

Die genauen MA-Zahlen gibt es unter ma-trend.rms.de oder unter www.reichweiten.de.


Autor: Katrin Otto

ist Expertin für Medien. Sie schreibt über Radio, Außenwerbung, Kino, Film und und natürlich Podcast und Streaming. Privat ist sie gern auf Konzerten, im Kino oder im Wasser.