Es geht darum, die Antwort darauf zu finden, was und wie man in Corona-Zeiten kommunizieren möchte und was man angesichts gekürzter Budgets überhaupt noch kann. Wer jetzt keine – möglichst flexible und anpassungsfähige – Strategie entwickelt, steht regungslos am Strand und blickt gebannt auf den herannahenden Tsunami. 

Make-or-Buy-Entscheidung treffen

Viele Agenturen haben in den vergangenen Jahren sehr gut davon gelebt, dass sie Arbeiten übernommen haben, die genauso gut hätten inhouse erledigt werden können. Doch immer mehr Unternehmen werden sich jetzt fragen müssen, was sie in Zukunft vielleicht insourcen sollten.  Eine für uns Agenturen und Freelancer sehr unangenehme, ja existenzbedrohende Make-or-Buy-Entscheidung. Aber aus Unternehmenssicht sehr nachvollziehbar, weil sie Arbeitsplätze sichert und Budgets schont. Wenn die Budget-Kürzungen kommen bzw. sich verfestigen, wird über kurz oder lang jedes Unternehmen vor dieser Entscheidung stehen und zumindest die Agenturlandschaft nach dem Prinzip “Survival of the fittest” deutlich verkleinern und optimieren. Doch um dies zu tun, ist dringend Punkt 3 meiner Liste notwendig. 

Know-how aufbauen 

Viel ist in den vergangenen Wochen darüber geschrieben worden, wie Corona Deutschland über Nacht digitalisiert hat. Das ist natürlich falsch. Denn nur, weil man an einer Videokonferenz per Microsoft Teams oder Zoom teilnehmen kann und den heimischen Küchentisch zum Schreibtisch umfunktioniert hat, ist man noch lange nicht digital. Digitales (Content) Marketing erfordert eine Vielzahl von Fähigkeiten, die man nicht über Nacht lernt – und die insbesondere in über Jahre gewachsenen Großstrukturen nicht vorhanden sind. Wenn man sich jetzt aber aus budgetär-strategischen Gründen entscheidet, digitale Marketingaufgaben intern zu erledigen, müssen also unbedingt intern Fähigkeiten aufgebaut werden. Kein Wunder, dass gerade fast jede Agentur digitale Schulungen anbietet. Tue ich ja auch … 

Digitale Strukturen und Tools aufbauen

Corona ändert gerade die Arbeitsweise in vielen Berufen. Doch oft hält die aktuelle Soft- und Hardware-Ausstattung nur mühsam Schritt. Jetzt ist es an der Zeit aufzurüsten, die richtigen digitalen Tools zu finden und eine digitale Arbeitsweise einzuführen, die das HomeOffice auch langfristig erträglich macht. Ein Projektmanagement mit Zettel und Papier ist nun kaum mehr praktikabel. Und auch Excel stößt an seine Grenzen. Jetzt ist die Zeit der digitalen Planungs- und Kommunikationstools von Trello, Jira und Meistertask über Slack, WhatsApp und Threema bis hin zu Zoom, Skype, Google Hangout und Microsoft Teams.  Auch eine sichere Cloud für alle Dokumente ist ein Muss. Und damit schlägt auch die Stunde der Datenschutzexperten. Denn ausgerechnet die Tools, die am meisten Spaß machen, sind oft nicht datenschutzkonform. 

Handeln und Chancen nutzen

Ist eigentlich gerade alles schlecht? Na ja, das ist sehr abhängig von der Branche. Marketingverantwortlicher oder Dienstleister bei einem Luftfahrtunternehmen oder Reisekonzern zu sein, ist sicher gerade sehr, sehr spannend – um es positiv auszudrücken. Andere Branchen haben in meinen Augen gerade auch kurzfristig echte Chancen. Insbesondere, wenn sie über digitale Vertriebswege wie einen Onlineshop verfügen. Digitales Anzeigen-Marketing von Facebook und Google Ads bis Outbrain und Taboola ist zur Zeit so günstig wie lange nicht mehr, weil viele große Marken ihre Kampagnen-Budgets eingefroren und noch nicht wieder hochgefahren haben. 

Wer jetzt schlau und passend zur Zeit Kampagnen startet, kann damit eigentlich nur erfolgreich sein. Wo doch in diesen Tagen immer noch die Menschen zuhause vor dem Computer, Tablet oder Smartphone sitzen.  Nun ist auch die Zeit, Größe zu beweisen. Wer gerade seinen Beitrag für unsere Gesellschaft leistet, der darf auch damit werben und seine Marke dauerhaft positiv aufladen, finde ich. Also mehr About You und weniger Adidas.

P.S. Was übrigens besonders viele Karma-Punkte bringt: Punkt 2 meiner Liste ignorieren und in den Zeiten der Krise fest zu Agenturen und Freelancern zu stehen.

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Autor: Karsten Lohmeyer

ist eine der bekanntesten Stimmen der deutschen Content-Marketing-Szene. Der DJS-Absolvent war lange als Journalist tätig und wurde als Lousy-Pennies-Blogger bekannt, bevor er für die Deutsche Telekom eine Content-Marketing-Agentur mit aufbaute. Er bewies schlechtes Timing, als er ausgerechnet im März 2020 eine neue Content-Marketing-Agentur gründete und anschließend durch die Corona-Krise auf der indonesischen Ferieninsel Bali strandete, wo seine Familie lebt.