Rita wird übrigens von der Dänin Mille Dinesen gespielt. Noch besser als Dinesen ist die eher unbekannte Darstellerin Tessa Hoder. In einer Vielzahl von Rückblenden mimt sie die Teenagerin Rita. Mimik und Gestik scheinen ihrem erwachsenen Pendant wie aus dem Gesicht geschnitten. Die Blicke von beiden Ritas scheinen immer in der Luft  zu hängen zu bleiben. Irgendwo zwischen Langeweile und Weitsicht. Als wären sie allen anderen immer ein Schritt voraus. Den Männern sowieso.

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Molly's Game: Alles auf eine Karte

Bei Sky verfügbar

Molly (Jessica Chastain) fährt eigentlich professionell Ski. So lange bis sie einen Unfall hat. Ab hier öffnet sich für die junge Frau eine neue Karrieretür: Molly steigt in das Pokergeschäft ein. Mehr noch, sie will richtig, richtig viel Geld verdienen. Das klappt auch. Immerhin schaut sie für ihren Traum allerlei ekelhafter Typen über die Schultern, begleitet und organisiert halblegale Spielevents und freundet sich mit den wichtigsten Gatekepeern der Szene an.

Einmal alle Insights in Sack und Tüten, baut sich Molly in Windeseile ihr eigenes Imperium am Glücksspieltisch auf. Sie beschäftigt junge Frauen, die die Zahlungsbereitschaft der Männer ankurbeln sollen. Doch mit dem Geld steigt auch der Alkohol- und Drogenkonsum. Um letztlich der russischen Mafia zu entwischen, den FBI-Behörden ein Schnippchen zu schlagen und ihrem eigenen Vater als ihren größten Skeptiker eine Lektion zu erteilen, setzt Molly alles auf eine Karte. "Molly’s Game" ist nicht nur irgendein Spiel, die Verfilmung basiert auf der wahren Geschichte der Molly Bloom.

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Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Leihbar bei Amazon

Es gibt Filme, die Reifen wie guter Wein und hinterlassen auch einen ähnlich Geschmack: ein bisschen süß, ein bisschen bitter. "Three Billboards Outside Ebbing, Missouri" ist so ein Film. Die Familien-Frau Mildred Haze (Frances McDormand) rückt in dieser Geschichte ungefragt in den Fokus des Kaffs Ebbing im Bundestaat Missouri. Mildred kommt in ihrem Blaumann ein bisschen wie eine Klempnerin daher,  die einem in der nächsten Sekunde mit der Rohrzange eins überbrät oder einem samt wohl temperierten Kick in die Magengrube, das Lichtlein ausknipsen möchte.

Und so ist es auch -  doch Mildreds Hintergrund ist zugleich ein Tragischer. Ihre Tochter wurde getötet und vergewaltigt. Und anstatt sich auf die Suche nach dem Täter zu begeben, ist die örtliche Polizei lieber damit beschäftigt, Schwarze zu foltern. Fortan versucht Mildred mit drei großen Werbetafeln am Rande einer Landstraße auf die Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen. Es entzündet ein Wortgefecht mit Sheriff Willoughby (Woody Harrelson) und seinem Gefolge. Der Film pendelt zwischen Poesie, Bildgewalt, toxischer Männlichkeit und einer Protagonistin, die die größten Kräfte in ihren dunkelsten Tagen aufbringt. Von den Urvätern Tarantino und Coen löst sich der Film inhaltlich ganz entschieden, weil er seine Bösewichter zwar auf Falltüren lockt, ihnen in der Grube aber auch genug Raum für Reue lässt. Für alle, die diese zweite Chance nicht annehmen, für die hält Mildred dann eben doch die Rohrzange bereit.

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How to Get Away with Murder (Staffel 1-4)

Bei Netflix verfügbar

Pennsylvania. Annalise Keating (Viola Davis) ist so brilliant wie mysteriös. Das Charisma der Professorin und Star-Juristin ruft gerade bei ihren Studenten eine Faszination hervor. Folge für Folge ergibt sich ein Wetteifern zwischen den Lernwilligen, die alle irgendwann einmal der beste Anwalt oder die beste Anwältin sein wollen. Als ein Mord in ihren eigenen Reihen geschieht, müssen die Nachwuchsjuristen unter Beweis stellen, was sie von Annalise gelernt haben.

Dafür gab die Strafverteidigerin ihren Zöglingen das nötige Know-How mit auf den Weg, ehe sie diese dann in den ersten vier Staffeln auf echte Menschen und eben diesen Mordfall loslässt. Selbst von Ehrgeiz zerfressen, bietet Annalise eine Reibungsfläche. Der Zuschauer sieht in ihr genauso viel Fürsorge wie Abneigung gegenüber anderen Menschen. Die Serie ist dann am besten, wenn alle Tricks, Kniffe und rechtlichen Schlupflöcher ausgereizt scheinen und Annalise Keating plötzlich mit der nächsten List um die Ecke biegt.

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Orange Is the New Black (Staffel 1-7)

Bei Netflix verfügbar

Letzter Halt Gefängnis. Hauptcharakter Piper (Taylor Schilling) findet sich in einer äußerst misslichen Lage wieder. Sie muss eine Haftstrafe von 15 Monaten in einem New Yorker Gefängnis absitzen. Zehn Jahre zuvor hatte sie ihrer Verflossenen Alex (Laura Prepon) beim Drogenschmuggeln unter die Arme gegriffen. Alex trifft sie dann irgendwann hinter Gittern auch wieder. Gleichzeitig hat Piper aber eigentlich noch einen Verlobten, der auf sie wartet.

Klingt soweit alles nach First World Problem? In der Tat, Piper ist 32 Jahre jung, im echten Leben Managerin, weiß und gehört somit zur typischen Mittelschicht Amerikas an. Im Gefängnis muss sie sich damit jedoch erstmal hinten anstellen und lernen wie die Dinge laufen. Nämlich mit kalten Duschen, Nacktheit, Mobbing, Intrigen und ethnischen Netzwerken. Stück für Stück arbeitet sich Piper hoch und wächst in Rollen mit Führungspotential. Positiv ist das nicht immer: Egal, ob als Alphatier oder Gründerin einer Arbeitsgruppe. Die Dramödie, die sich über sechs Staffeln zieht, trifft mit der Persönlichkeitsentwicklung der zunächst etwas unbeholfenen Piper einen Nerv.

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Autor: 

Benjamin Freund hat Medienwissenschaft und Kulturjournalismus studiert und arbeitet als freier Journalist für diverse Print- und Onlineformate. Benjamin wirft ein Auge auf die großen und kleinen Phänomene unserer Pop- und Netzkultur.


Autor: W&V Gastautor:in

W&V ist die Plattform der Kommunikationsbranche. Zusätzlich zu unseren eigenen journalistischen Inhalten erscheinen ausgewählte Texte kluger Branchenköpfe. Eine:n davon habt ihr gerade gelesen.