Ligenbetreiber bekommen Konkurrenz

Übertragungsrechte und Sponsoring von Ligen und Turnieren sind maßgeblich für die Einnahmen der Esport-Branche. Bislang können Zuschauer die Events online kostenlos verfolgen. Live dabei zu sein, ist einfach, da die Ticketpreise im Vergleich zu Sportarten wie Fußball niedrig sind. Ballhaus: "Die Eintrittsbarrieren sind für Interessierte sehr niedrig, was weiteres Wachstum bei Live-Events ermöglicht."  Für die teilnehmenden Teams hingegen entstehen mitunter Kosten. Denn zusätzlich zum gängigen System, bei dem sich die Teams durch sportliche Erfolge qualifizieren, haben in jüngerer Zeit immer mehr Ligen Franchise-Systeme eingeführt. Dort müssen die Mannschaften für die Teilnahme bezahlen. In Konkurrenz dazu organisieren Spielehersteller mehr und mehr eigene Events. Dies kann bei Ligenbetreibern zu Einnahmeverlusten führen.

Publikum legt Wert auf soziale Interaktion

Esport hat sich zu einer Kultur mit eigenen Ritualen, Überzeugungen, Begriffen und sozialer Interaktion entwickelt. Der soziale Aspekt ist der PwC-Studie zufolge essenziell und wird die Entwicklung weiter prägen. "Die E-Sport-Profis vermitteln ihren Fans bei Events wie den League of Legends Worlds oder der Gamescom Nahbarkeit – das Gefühl, einer von ihnen zu sein", sagt Werner Ballhaus. Die Interaktion mit und innerhalb der Community wird künftig immer wichtiger, da diese die Kundenbindung erhöht und dabei hilft, den Lebenszyklus eines Spiels deutlich zu verlängern.

Im Mainstream etablierte Social Media- und Streaming-Kanäle wie TikTok, Twitch, YouTube und andere fördern darüber hinaus soziale Interaktion. Deshalb sind diese Kanäle für alle Stakeholder zur Interaktion mit ihren Zielgruppen wichtig. Ballhaus: "Im Kern geht es um Communities, mit zum Teil sehr feinen Unterschieden. Da jeder Kanal teilweise über ein eigenes Publikum verfügt, ist es für Werbetreibende sehr wichtig, die Unterschiede, Stärken und Schwächen auch dieser Plattformen und Kanäle zu kennen."

Auf dem Niveau klassischer Sportarten

Spielehersteller sind aufgrund ihrer Urheberrechte nach wie vor die einflussreichsten Branchenakteure. Sie investieren Millionen in ihre Ligen und vereinen immer mehr Rollen, die in klassischen Sportarten auf verschiedene Akteure verteilt sind. Netzwerkeffekte, wirtschaftliche Ökosysteme und langfristig bestehende Communities werden daher künftig immer wichtiger. "Ob bei Live-Streams oder ausverkauften Live-Events in Stadien nach der Covid-19-Krise: Werbetreibende erreichen mit Esport eine wachsende Zahl von Zuschauern. Die Perspektiven der Branche und insbesondere der Spielehersteller sind daher äußerst vielversprechend", so der PwC-Experte.


Peter Hammer
Autor: Peter Hammer

Er begleitet seit vielen Jahren redaktionell die Agentur-Branche, kennt noch die Zeiten, als Werbung "sexy" war und mancher Protagonist wie ein Popstar gefeiert wurde. Das Hauptaugenmerk gilt aktuell den Themenfeldern "Agenturstrategie" sowie "Etats & Pitches". Vor allem interessieren ihn innovative Geschäftsmodelle und Konzepte, mit denen die Branche erfolgreich auf die permanenten Veränderungen in der Kommunikation reagieren kann.