
Project Rearc:
Ein Cookie-Ersatz dringend gesucht
Sicher ist: Das Ende des digitalen Third-Party-Cookies ist eingeläutet. Noch nicht sicher ist, was danach kommen wird. Das Interactive Advertising Bureau plädiert für einen browserübergreifender Identifier.

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Auf die Online-Werbebranche kommen harte Zeiten zu. Nachdem Firefox und Safari den Einsatz von Third Party Cookies schon seit geraumer Zeit standardmäßig blocken, wird Googles Chrome demnächst folgen. Doch wie sollen Surfer künftig identifiziert und getrackt werden, ohne dabei die Persönlichkeitsrechte und nebenbei die Regularien der DSGVO zu verletzen? Geht es nach den Vorstellungen des Interactive Advertising Bureau (IAB), soll es ein browserübergreifender Identifier richten, der anhand verschlüsselter E-Mail-Adressen oder Telefonnummern erstellt wird und keine Rückschlüsse auf die Identität des Nutzers zulässt.
Das Project Rearc geht an den Start
Auf seiner jährlichen Hauptversammlung in Palm Springs hat das IAB daher am Montag den Start von Project Rearc verkündet, in dessen Rahmen Lösungen für die technische Realisierung des Identifiers gesucht und gefunden werden soll. Noch ist nämlich alles andere als klar, ob die Idee eines verschlüsselten Identifiers überhaupt umsetzbar ist und welche Technik dabei zum Einsatz kommen könnte. "Wir haben in den letzten Jahrzehnten einen chaotischen und beängstigenden Marktplatz geschaffen, der auf der Sammlung und Nutzung persönlicher Informationen beruht.
Das macht vielen Menschen Angst, denn sie verstehen die Zusammenhänge nicht und kontrollieren können sie ihn erst recht nicht," sagte IAB CEO Randall Rothenberg in Palm Springs. Regierungen hätten mit Recht versucht, Abhilfe zu schaffen, aber generell sei eine nicht enden wollende Spirale des Misstrauens geschaffen worden. Das Ende der Third Party Cookies biete nun die Chance, die Online-Werbeindustrie umzubauen und das digitale Marketing neu zu ordnen.
Viele Probleme sind zu lösen
Aber ob ein auf sehr persönlichen Daten wie einer Telefonnummer oder E-Mail-Adressen beruhender Identifier wirklich zu mehr Privatsphäre und Datenschutz führen kann? Und wie lassen sich die vollkommen konträren Interessen von Werbungtreibenden, Nutzern, Regierungen, Ad-Tech-Plattformen und anderen bei der Entwicklung dieses Identifiers unter einen Hut bringen? Antworten auf all diese Fragen werden in nächster Zeit gefunden werden müssen, und zwar am besten noch bevor Third Party Cookies endgültig aus allen Browsern verschwunden sind. Aber vielleicht wird es letztlich auch eine ganz andere Lösung sein, die sich durchsetzen und die digitale Werbewelt umkrempeln wird.