
Presse-Grosso:
Eklat vor Grosso-Kongress: Großverlage sagen ab
Die Verlage Bauer, Burda, die Funke-Gruppe, Klambt, der Spiegel-Verlag und Axel Springer bleiben der Veranstaltung nach schweren Auseinandersetzungen um die Neuausrichtung des Grosso-Systems fern.

Foto: CR Renner
Da krachte es kräftig: Die Verlage Bauer, Burda, die Funke-Gruppe, Klambt, der Spiegel-Verlag und Axel Springer haben Knall auf Fall ihre Teilnahme am Jahreskongress des Presse-Grosso in Baden-Baden abgesagt. Die alljährliche Versammlung findet diesmal am 12. und 13. September statt – und so wie es aussieht, wird sie wohl etwas spärlicher besucht sein als üblicherweise.
Hintergrund des Eklats: Die aufbegehrenden Verlage sind alle in der Anfang des Jahres gegründeten Verlagskoalition zur Modernisierung des Presse-Vertriebssystems engagiert, die sich die Neuausrichtung des Grosso-Systems zur Aufgabe gemacht hat. Das scheint sich aber etwas schwieriger zu gestalten als gedacht.
Hintergrund der Absage sei, dass "die intensiven Verhandlungen mit dem Bundes-Verband Presse-Grosso über die erforderliche Neuausrichtung des Systems bisher zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis geführt haben und sich in einer äußerst kritischen Phase befinden", so die offizielle Mitteilung der Medienhäuser.
Zoff um die Modernisierung
Die sechs deutschen Verlagshäuser hatten sich stellvertretend für die Branche zu der strategischen Koalition zusammengetan – mit dem Ziel, "die weltweit einzigartige Pressevielfalt in Deutschland sowie den flächendeckenden und diskriminierungsfreien Vertrieb von Zeitungen und Zeitschriften langfristig abzusichern." Dazu soll das Presse-Vertriebssystem gemeinsam mit dem Presse-Grosso nachhaltig modernisiert werden. Nicht leicht, wie sich zeigt.
Woran sich die Diskussion im Detail entzündet hat, ist bisher noch offen. Wo einige Streitpunkte liegen, ist jedoch bekannt. So geht es unter anderem um eine mögliche Verringerung der Verkaufsstellen, geringere Grosso-Spannen oder auch das Reduzieren der Auslieferungstage.
Beim Presse-Grosso zeigt man sich über die Absage verwundert: "Tatsächlich sind die Gespräche über eine neue Branchenvereinbarung bisher sehr konstruktiv verlaufen. Beide Seiten haben noch vor wenigen Tagen konkrete Einigungsvorschläge eingebracht", so der Verband in einer Mitteilung. Es gebe aber keinen Zeitdruck, da die bestehende Vereinbarung noch bis Ende Februar 2018 gilt. Ob und wie es mit den Gesprächen weitergeht, ist bislang offen. Das Presse-Grosso verkündet jedenfalls, es stehe "für die Fortführung der Gespräche mit der Allianz und mit DPV jederzeit zur Verfügung."