Paragraf 219 a:
FDP-Politiker:innen ernten Shitstorm für Tanzvideo
Die mögliche Streichung des umstrittenen Paragrafen 219 a (ärztliche Informationen zu Schwangerschaftsabbrüchen) feierten FDP-Abgeordnete mit einem bizarren Tanzvideo. Das stieß im Netz auf Kritik.

Foto: Twitter Screenshot
Der Paragraf 219a StGB, der Kliniken und Ärzten verbietet, auf ihren Websites über Schwangerschaftsabbrüche zu informieren, ist seit längerem umstritten. Justizminister Marco Buschmann will den Paragrafen abschaffen, sehr zur Freude der Parteikolleg:innen aus der FDP. Die Abgeordnete Kristine Lütke postete gestern bei Twitter ein Video, das sie und einige Parteifreunde auf dem Web zur Abstimmung zeigt, "um den §219a endlich aus dem StGB zu kicken". Das Problem dabei: Die fünf jungen Abgeordneten tanzen zum Song "Short Dick Man" durch einen gelblich beleuchteten Gang und vollführen dabei die bekannte Kopf-ab-Geste. Beides wirkt im Zusammenhang mit einem Paragrafen, bei dem es um Abtreibungen geht, für viele Menschen zumindest unpassend.
Und so kam es, wie es kommen musste: Das FDP-Quintett erntete einen veritablen Shitstorm für das merkwürdige Video und löschte es bei Twitter. In einem folgenden Tweet bat Kristine Lütke um Entschuldigung, dass das Video "Raum für Missverständnisse" geboten habe.
Nun ist es aber so, dass das Web so gut wie nichts vergisst – auch keine peinlichen Tweets. Und so ist das Video bei Twitter natürlich weiterhin zu sehen. Wer sich ein Bild machen will, kann das zum Beispiel hier noch immer tun.
Die ehemalige Staatsministerin und jetzige Abgeordnete Dorothee Bär (CSU) beispielsweise gratulierte Lütke "zum geschmacklosesten Tweet seit langem". Das Thema sei viel zu ernst, um lustig dazu zu johlen.
Der junge Liberale Tobias Weißkopf sieht es an Bär gerichtet dagegen eher als geschmacklos an, dass "Sie und die Union Frauen in Ihrer Not lieber verzweifelt und mit dubiosen Webseiten im Netz allein lassen."
Ähnlicher Ansicht wie Dorothee Bär ist auch die Ex-Ministerin Julia Klöckner und fragt in einem Tweet: "Nicht Ihr Ernst, Tanzeinlagen zu diesem Thema?"
Auch der Augsburger CSU-Abgeordnete Volker Ullrich wenig gelungen.
Alexander Heppe, Bürgermeister der Kreisstadt Eschwege, kann über das Video auch nicht lachen.
Sollte der Paragraf tatsächlich gekippt werden, dürfte die Reaktion der Gruppe um Kristine Lücke also vermutlich etwas verhaltener ausfallen.