
Kolumne:
Gefahren im Corporate-Podcast-Dschungel
Strategie first: Vor allem die häufig fehlende strategisch-konzeptionelle Herangehensweise kann dem Aufstieg in den Olymp der Corporate-Content-Formate gefährlich werden, warnt W&V-Kolumnist Stephan Schreyer.

Foto: Foto: Munich Marketing Week
In meiner Kolumne schreibe ich oft über Audio-Strategie und den Folgen, wenn diese fehlt. Strategie ist sozusagen mein "Herzensthema". Was liegt also näher, als kurz vor Weihnachten nochmals einen Punkt zu diesem Thema zu setzen. Podcasts und Audio gehörten im Jahr 2019 sicherlich zu den am häufigsten genannten Begriffen im Marketing und in der Kommunikation. Die Nachfrage dazu riesig - insbesondere im Corporate-Bereich. Auch 2020 dürfte sich das kaum ändern. Ganz im Gegenteil! Und das zu Recht: Corporate Podcasts sind ein einzigartiges Content-Format für Markenbildung und Markenbindung.
Die Strategisch-konzeptionelle Herangehensweise fehlt
Zwei Dinge können dem Aufstieg in den Olymp der Corporate-Content-Formate jedoch gefährlich werden: Neben dem latenten Problem der vergleichbaren Erfolgs-, Reichweiten und sonstigen Messungen, ist dies meiner Einschätzung nach die häufig fehlende strategisch-konzeptionelle Herangehensweise. Auf Fragen nach der "Gewinnerformel" für Corporate-Podcasts kommen häufig Statements wie "je nerdiger desto besser" oder "hauptsache Nische". Solche Aussagen sind jedoch ohne Sinn und Verstand. Was hat eine solche Pauschalaussage mit seriöser Kommunikation im Corporate-Bereich zu tun? Sie wecken nicht zu erfüllende Erwartungen, sind irreführend und geben vollkommen falsche Versprechen an Corporate-Kunden ab. - vereinzelte Glückstreffer natürlich ausgenommen.
Corporate-Podcasts müssen aus der Customer Journey abgeleitet werden
Dass Podcasts nebenbei, ohne großen (technischen) Aufwand und von jedem gemacht werden können, darauf will ich an dieser Stelle nicht (mehr) eingehen. Die große Gefahr bei solch blinden Versprechungen ist, dass sie insbesondere für Corporate-Formate schnell zum Rohkrepierer werden können. Die Realität ist nämlich gnadenlos. Vor allem dann, wenn es ums Reporting geht. Irgendwann müssen Zahlen auf den Tisch, Aufwand und Ertrag gegenübergestellt werden. Dann schlägt die Stunde der Wahrheit. Deshalb müssen Sie müssen auf ein individuelles Ziel einzahlen, eine Zielgruppe erreichen und auf die Kommunikations- und Marketingstrategie Bezug nehmen. Es wäre geradezu absurd, wenn bei allen anderen Corporate-Content-Formaten zum Wohle des Erfolgs an jedem kleinsten Detail gefeilt wird, nur bei Podcasts und dem Trendmedium Audio nicht.
Auditiven und kommunikativen 360 Grad Blick behalten
Auditiver Content wird uns nicht mehr verlassen. Im Gegenteil - seine Relevanz wird weiter zunehmen. Sehr deutlich sogar. Ich werfe hier nur Stichworte wie SmartSpeaker, SmartHome, Connected Car, Audio Retail Media und Retargeting per Audio in den Raum, um nur ein paar Aspekte zu nennen. Umso wichtiger ist es, bei Corporate Podcast und Corporate Audio Projekten, den auditiven und kommunikativen 360 Grad Blick zu behalten. Dazu gehört die Basis: Zu klären, ob Audio zu welchem Zeitpunkt Sinn macht, wie das Unternehmen, die Marke oder Produkt überhaupt klingen soll, kann, muss. Welche Ansprache, Tonalität etc. passen. All das ist komplex, herausfordernd und geht eben nicht „nerdig“, mit „Nische“ und nebenbei. Vernünftige Besinnlichkeit schadet auch hier nicht, sondern hilft. In diesem Sinne „Frohe Weihnachten!“