
Wulff-Prozess:
Genervte Zeugin Furtwängler: "Was kann meine Aussage zur Klärung beitragen?"
Es war 2008 laut Hubert Burda sehr laut auf dem Oktoberfest - und seine Frau Maria Furtwängler kann sich kaum noch erinnern: Promi-Zeugen im Wulff-Prozess.
Verleger Hubert Burda hat im Prozess gegen Ex-Bundespräsident Christian Wulff ein Treffen mit dem damaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten beim Oktoberfest 2008 bestätigt. Er habe sich mit Wulff ganz kurz über Medienpolitik unterhalten, so Burda am Donnerstag als Zeuge im Prozess am Landgericht Hannover. "Vier, fünf Sätze. Dann wurde es lauter, dann kann man beim Oktoberfest nicht mehr viel reden", sagt der Verleger Burda. Anschließend hat Burdas Frau, die Schauspielerin und "Tatort"-Kommissarin Maria Furtwängler ausgesagt, sie könne sich nur noch an sehr wenig erinnern. "Was kann meine Aussage eigentlich zur Klärung beitragen?", fragte sie nach ihrer kurzen Vernehmung als Zeugin. Laut "dpa" wirkte sie dabei etwas genervt.
Burda sagte, er habe mit Wulff in seiner Eigenschaft als Verleger-Präsident über den Rundfunkstaatsvertrag reden wollen. Die öffentlich-rechtlichen Sender hätten 2008 ihr Online-Angebot so ausbauen wollen, dass es für die Verleger hätte gefährlich werden können, so der Medienunternehmer. "Als die Maria sagte, hast Du Lust mitzugehen zum Oktoberfest, dachte ich, dass ist eine gute Gelegenheit, das Thema, das ich als Präsident der Zeitungsverleger voranzutreiben habe, noch einmal zu besprechen." Burda betonte: "Der Wulff war jemand, bei dem wusste ich, der hat's kapiert." Ein Treffen mit ihm vor dem Oktoberfest im Hotel "Bayerischer Hof" habe Wulff kurzfristig abgesagt, so dass es nur zu der kurzen Begegnung am Rande der Wies`n gekommen sei.
Wulff wird vorgeworfen, dass er sich den Hotelaufenthalt in München teilweise von dem Filmfinanzier David Groenewold bezahlen ließ. Dass Burda das dienstliche Gespräch am Rande des Festes bestätigte, könnte Wulff aus Sicht seiner Anwälte entlasten. Denn in diesem Fall hätte er seine Hotelkosten auch über das Land abrechnen können und keinen Grund gehabt, sich von Groenewold einladen zu lassen. Insgesamt geht es um eine Summe von rund 720 Euro für Hotel und Essen. Wulff betonte, er habe erst Anfang 2012 erfahren, dass Groenewold für ihn diese Kosten übernommen habe. Auch Wulff hatte zu Beginn des Korruptionsprozesses gesagt, dass er sich am Oktoberfest-Wochenende in München mit Burda getroffen und über Medienpolitik gesprochen habe. Auch zu dessen Ehefrau Maria Furtwängler gebe es einen dienstlichen Bezug, da sie als "Tatort"-Kommissarin in Niedersachsen vor der Kamera stehe. Als Regierungschef seien diese Kontakte eine seiner Aufgaben.
Dagegen geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass Wulff sich wissentlich von Groenewold einladen ließ. Im Gegenzug soll Wulff später für einen Film seines Freundes beim Elektrokonzern Siemens um Unterstützung geworben haben. Wulff wird deswegen Vorteilsannahme vorgeworfen. In der kommenden Woche soll Wulffs inzwischen getrennt von ihm lebende Ehefrau Bettina als Zeugin vernommen werden.
Beim ersten Prozess gegen einen ehemaligen Bundespräsidenten sind bis kommenden April 22 Verhandlungstage angesetzt. Im Korruptionsprozess will das Landgericht Hannover übrigens bereits am 19. Dezember ein erstes Zwischenfazit zum Verlauf des Verfahrens abgeben. Was sich konkret dahinter verbirgt, ließ Richter Frank Rosenow jedoch offen. Denkbar ist nach Ansicht von Juristen "das gesamte Spektrum" - Einstellung des Verfahrens mit Freispruch, weitere Fortsetzung der Prozesses oder Abschluss gegen Geldauflage.
dpa/ps