Ungewohnt offen für Manager hatte sein Sohn von eigenen Fehlern gesprochen. Intern aber gab der Vater sich eine große Mitschuld. Viel früher hätte auch er gegensteuern müssen, wie ihn Wegbegleiter zitieren. "Es gilt jetzt für die neue Generation, das Beste aus dem Umbruch der Branche zu machen. Sicherlich ist das Thema Mode heute viel komplexer und deshalb schwieriger zu managen als noch vor 50 Jahren", sagt Weber. Damals gründete er zusammen mit Udo Hardieck den Gerry-Weber-Vorläufer, die Hatex KG.

Dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" sagte Weber im Februar 2019: "Das Lebenswerk ist noch nicht am Ende. Ich glaube, dass wir auf einem Weg sind, wie wir das Unternehmen retten können." Anfang 2020 war das Unternehmen gerettet - aber ohne den Macher Gerhard Weber. "Ich bin kein Typ, der sagt, ich habe damit nichts zu tun", sagt er. Es sei ärgerlich, dass er auch Fehler gemacht habe. Dazu zählte der Bau eines neuen und viel zu großen Logistikzentrums, das 2015 in Betrieb ging. Das habe zu einer Schieflage geführt. Auch sein Umsatzziel von einer Milliarde Euro sei falsch gewesen. Als Folge eröffnete Weber immer neue Läden - ohne auf die Kosten zu schauen.

Neben den Problemen der gesamten Branche - Stichwort Billiganbieter und Onlinehandel - hatte es Gerry Weber versäumt, die Kollektionen zu verjüngen. Das Angebot galt irgendwann als altbacken. Junge Käuferinnen blieben aus.

Die Corona-Pandemie brachte das Unternehmen dazu, 2020 die Marketingausgaben zu überdenken. "Fokussierung ist hier das zentrale Thema: Welche Maßnahme bringt Dir einen positiven ROI? Welche PR Maßnahmen sind sinnvoll? Welche eher Nice-to-have?", so Simon Hoecker, Marketingleiter von Gerry Weber. Im Sommer 2019 änderte die etwas in die Jahre gekommene Marke den Claim und die Tonalität ihrer Kampagne

Auch wenn es bei dem Unternehmen zuletzt nicht so rund lief - Webers Geschäftssinn wurde von Mitarbeitern und Wegbegleitern immer bewundert. 

Für Überraschungen hatte Gerhard Weber immer ein großes Gespür. Dass er die spätere Tennis-Legende Steffi Graf bereits vor ihren ersten großen Siegen als 17-Jährige als Werbebotschafterin unter Vertrag nahm, galt 1986 als Marketingcoup. 

Bis 2018 traf sich einmal im Jahr die Tennis-Welt-Elite der Männer am Rande des Teutoburger Waldes zu den Gerry-Weber-Open. Seit 2019 trägt das Turnier einen anderen Namen. (mit dpa)


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Autor: W&V Redaktion

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