In dem Artikel mit dem Titel "Die schönsten Jungs des Internets" erzählen sie aber auch, unter welchem Druck sie stehen, wie durchgetaktet ihr Leben ist und wie sie mit all den negativen Reaktionen umgehen. Tja und die häufen sich unter dem Post ebenso wie unter dem Artikel. Was dabei einfach negativ aufstößt, ist diese Arroganz der Generation Y und älter gegenüber dem Beruf "Influencer" oder sonstigen Aktivitäten der jüngeren Generationen. "Sollen etwas richtiges lernen", "Wer nur mit reiner Optik überzeugen will, der hat eine schlechte Basis für das Leben", "Haben wir keine anderen Probleme?", "Ihr müsst doch diesen Unsinn nicht auch noch hypen", lauten die Kommentare. Es wird ihnen unterstellt, sie seien ungebildet, nur auf ihr Aussehen bedacht, untalentiert und das, was sie tun, nur unsinnige Zeitverschwendung.

Jede Zeit hat ihr Phänomen

Das Porträt ist objektiv und einfühlsam geschrieben. Und es ist relevant, auch für ein Magazin wie die Zeit. Wer sagt denn, dass auf den Seiten und Unterseiten von Zeit, Spiegel und der Süddeutschen Zeitung nur Themen stattfinden dürfen, mit denen Millenials und Boomer auch etwas anfangen können? Wer bestimmt, was seriöse Themen sind und was nicht? Der Content, den die Elevator Boys machen, prägt nun einmal eine ganze Generation und damit Millionen von Menschen. Social-Media-Plattformen gehören zum Lifestyle der Generation Z, ebenso wie Lipsync, Stitches, Duette und ein eigener Slang. Abgesehen davon, stellt der Artikel ziemlich gut dar, was hinter dem ganzen Content steckt, der wie aus dem Ärmel geschüttelt aussieht: Viel Arbeit, Disziplin und wenig Schlaf. Guter Social-Media-Content ist eben nicht zu vergleichen, mit einem zufällig glücklich gedrehten Video aus dem Urlaub. Es hat schon seinen Grund, warum das eine viral geht und das andere nicht.

Statt sich augenblicklich über derartige Phänomene lustig zu machen und eine verurteilende Haltung einzunehmen, könnte man sich auch einmal an die Popkultur der eigenen Jugend erinnern, die von den Älteren ebenso kopfschüttelnd betrachtet wurde. Denn jede Zeit hat ihr Phänomen und dass darüber berichtet wird, trägt eigentlich zu einem besseren Verständnis bei. Eine abwehrende Haltung dient jedoch nur der eigenen Erhöhung. Und zwar in Momenten, in denen man sich selber abgehängt fühlt.

Übrigens: Die Elevator Boys nennen sich so, weil ihr Erfolg mit einem Gruppenvideo in einem Aufzug anfing, das viral ging. Danach folgten zahlreiche Videos mit einem ähnlichen Szenario und der Einzug in die Elevator Mansion. Sie posten sowohl auf dem gleichnamigen TikTok-Kanal @elevatormansion, als auch auf ihren Einzelprofilen @timschaecker (3,4 Millionen Follower), @jacob_rtt (3 Millionen), @bene.schulz (3,7 Millionen), @its.julien.brown (976.000) und @luis_freitag_ (772.000) und auf YouTube und Instagram.


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Autor: Marina Rößer

Marina Rößer hat in München Politische Wissenschaften studiert, bevor sie ihre berufliche Laufbahn in einem Start-up begann und 2019 zu W&V stieß. Derzeit schreibt sie freiberuflich von überall aus der Welt, am liebsten in Asien, und interessiert sich besonders für Themen wie Nachhaltigkeit und Diversity.