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H&M: Vanessa Paradis entdeckt das Mode-Wunderland
Der Star für die "nachhaltige Kollektion" der Modekette H&M ist die Sängerin Vanessa Paradis. Sie wandelt durch eine paradiesische Traumwelt. Doch der H&M-Traum droht zu platzen. W&V Online zeigt den neuen Spot.
Der schwedische Modehändler H&M setzt auf das Schlagwort "Nachhaltigkeit": Mehr Verantwortung für Mensch und Umwelt will die Firma übernehmen mit der "H&M Conscious Collection". Und wie stets ist bei der neuen Linie ein Star das Zugpferd. Vor den Lohas-Karren hat H&M die Sängerin Vanessa Paradis gespannt. Im neuen Werbespot lässt Regisseur Johan Renck die Französin durch eine Art "Indoor-Garten-Eden" wandeln - eine krause Mischung aus Dschungel, Apokalypse und Alices Wunderland.
So ziemlich das Aufregendste an dem Clip ist, dass Paradis mit beinahe jedem Schnitt etwas anderes anhat. Zwar sehen wir ästhetische Bilder, doch diese sind weder bizarr genug, um den Zuschauer zu fesseln, noch so ungezähmt, dass er vor Aufregung und Spannung bebt. Gebebt hat höchstens unser Zwerchfell: Nämlich als wir uns in kleiner Runde ausmalten, warum es in dem H&M-Traumhaus so wuchert. Verwildert Vanessa Paradis, seit Johnny Depp ausgezogen ist? Höchste Zeit für den Frühjahrsputz! Gegen diesen Wohnurwald nehmen sich die Wollmäuse unterm heimischen Sofa doch eher harmlos aus, das bisschen Schimmel am Badezimmerfenster als spärlicher Bewuchs.
Weitaus fragwürdiger als der Spot ist das Konzept der Kollektion: "Unsere Vision ist es, dass all unser unternehmerisches Handeln ökonomisch, sozial und umwelttechnisch nachhaltig ist", teilt H&M auf der Kollektionsseite der "Conscious Collection" mit. Die Frage bleibt, wie umweltbewusst und haltbar eine Kollektion überhaupt sein kann, in der ein Sommerkleid 20 Euro kostet. Und ob das genügt, um den sinkenden Zahlen Einhalt zu gebieten. Im ersten Quartal ging das Ergebnis nach Steuern um rund zehn Prozent auf 293 Millionen Euro zurück (W&V Online berichtete). Große Hoffnungen liegen daher auf "Conscious" und der im März eingeführten Marke "& Other Stories". Die Schweden wollen nicht mehr ausschließlich als Anbieter von preiswerter Mode wahrgenommen werden.
Das ist nötig. Wie das Frauenmagazin "Amica" berichtet, macht die Billig-Konkurrenz den Schweden zu schaffen: So verzeichne die spanische Inditex-Gruppe, zu der die Kette Zara gehört, Verkaufs-Zuwachs von rund 16 Prozent, die US-Marke Gap sei seit einem Jahr konstant im Plus, der Umsatz des irischen Billiganbieters Primark 17 Prozent über Vorjahr. Der Grund liege darin, dass die Wettbewerber schneller auf Trends reagieren als H&M.