G20-Gipfel:
Hamburg, wir fühlen mit dir
Die Bilder und Berichte rund um den G20-Gipfel aus Hamburg sind erschreckend. Auch W&V-Autorin Susanne Herrmann berichtet von den düsteren Ereignissen. Eindrücke aus einer verwundeten Stadt.
"Rückfragen lieber mobil - die Schanze ist 'nur einen Steinwurf' entfernt", mit diesem Zusatz weist Jean Baptiste Bonzel, Inhaber von Weigertpirouzwolf, schon am Donnerstag in einer Mail vorsorglich darauf hin, wo man ihn an diesem Freitag telefonisch garantiert nicht erreicht. Nämlich am Sitz der Agentur am Waterloohain 9 in Eimsbüttel. G20 lässt grüßen.
Vorsicht schien wohl mehr als angebracht, schaut man sich die Bilder aus Hamburg an, die am Freitag die Nachrichten fluten. Brennende Autos, Straßenschlachten zwischen Polizei und Demonstranten, Verletzte. Und Vermummte, die einen Ikea-Laden stürmen, gefilmt von verängstigten Mitarbeitern.
Auch Simon Heeger meldet sich aus der "Hochsicherheitszone". Seine Musikproduktion 2WEI Music hat ihren Sitz direkt neben der Elbphilharmonie, wo sich die Gipfelteilnehmer heute Abend noch zu einem Konzert einfinden. Auf die Frage, wie er seine Stadt aktuell erlebt, meint er: "Es ist ein sehr ambivalentes Gefühl: Ganz Hamburg brennt, aber hier direkt neben der Elbphilharmonie fühle ich mich so sicher wie nirgends: Um uns herum sind überall Polizisten!". Dafür ist es in der Firma umso einsamer: Die Angestellten wurden nicht bis zum Studio durchgelassen. Viele Unternehmen und auch Agenturen hatten ihre Mitarbeiter deshalb erst gar nicht antreten lassen.
Von bedrückenden Bildern berichtet auch unsere Kollegin Susanne Herrmann, die sich vor Ort in einem Hotel in St. Georg eingebucht hat. Verbarrikadierte Läden, menschenleere Straßen, Wasserwerfer vor dem Spiegel-Verlag und schwer genervte Menschen. Immerhin, in einem Winkel der Speicherstadt hat ein Café geöffnet, das normalerweise brechend voll ist. Nun gibt es freie Platzwahl und die Mitarbeiter vertreiben sich die Zeit damit, Moos aus dem Kopfsteinpflaster zu zupfen.
Die Umsatzeinbußen für den Handel dürften immens sein. Und auch für das Stadtmarketing, das in den vergangenen Monaten unter anderem mit der Elphie punkten konnte, sind die aktuellen Bilder aus Hamburg ein herber Rückschlag. Sie werden eine ganze Weile nachwirken.
Hier sind ein paar Eindrücke:
Die Hamburger zahlen einen sehr hohen Preis für diesen politischen Gipfel, den sie doch selbst gar nicht gewollt haben. Fair ist das nicht. Ein G20-Gipfel dürfte in einer deutschen Großstadt so schnell nicht mehr stattfinden.