Präsident des größten Sportfachverbandes der Welt war zum damaligen Zeitpunkt Wolfgang Niersbach, der im Herbst 2015 über den immer noch nicht restlos aufgeklärten "Sommermärchen"-Skandal um die WM 2006 stolperte. Als Schatzmeister war Reinhard Grindel tätig, der später als DFB-Boss wegen anderer Verfehlungen hinwarf. Verantwortlicher Generalsekretär war Helmut Sandrock, der sich vom DFB ebenfalls verabschiedet hat. Weitere hauptamtliche Verantwortliche damals waren Stefan Hans als Finanzchef und Denny Strich als Marketing-Chef.

Mit seiner Bandenwerbung, ein wichtiger Teil der Vermarktung des Weltmeisters von 2014, steht der DFB schon länger in der Kritik. Der Verband und seine langjährige Vermarktungsagentur Infront hatten kürzlich ihre Zusammenarbeit nach fast 40 Jahren "einvernehmlich" beendet. Begründet wurde dies mit Ergebnissen einer Untersuchung des Beratungsunternehmens Esecon. Darin waren Vorwürfe gegen Infront erhoben worden. Das Unternehmen mit Sitz in der Schweiz hatte diese zurückgewiesen und die Kündigung durch den DFB nicht anerkannt.

Die Agentur hatte bis 2018 den Auftrag, Bandenwerbepartner für Spiele der Nationalelf zu beschaffen. Laut dem Ermittlungsbericht von Esecon habe die Firma 2013 vom DFB den Zuschlag für das Geschäft erhalten, obwohl ein Konkurrent bis zu 18 Millionen Euro mehr geboten habe.

Der DFB hat zudem noch immer mit den Nachwehen des "Sommermärchen"-Skandals zu kämpfen. Bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft ist noch ein Verfahren wegen Steuerhinterziehung anhängig. Die juristischen Nachwehen der WM 2006 drehen sich um eine dubiose und immer noch nicht aufgeklärte Zahlung von 6,7 Millionen Euro. Diese hatte der damalige WM-OK-Chef Franz Beckenbauer 2002 als Darlehen vom inzwischen verstorbenen Unternehmer Robert Louis-Dreyfus erhalten. Der DFB überwies die Summe im April 2005 an den Weltverband FIFA als Beitrag für eine später nie stattgefundene Gala.

Das Verfahren unter anderem gegen drei ehemalige Top-Funktionäre des DFB in der Schweiz war Ende April wegen der Verjährung eingestellt worden. Auf Antrag des aktuellen DFB-Chefs Fritz Keller will der Verband die damaligen Vorgänge noch einmal eingehend untersuchen lassen. "Es ist höchst unbefriedigend, ja frustrierend, dass wir noch immer kein abschließendes Bild rund um die infrage stehenden Abläufe der WM 2006 haben. Damit will ich mich nicht abfinden", sagte Keller. Nun muss sich der DFB-Präsident mit weiterem Ungemach beschäftigen.

Ulrike John und Eric Dobias, dpa