Foodwatch jedoch geht das nicht weit genug und hat seit dem 16 Beschwerden gegen Unternehmen wie Dr. Oetker, Storck und McDonald’s beim Deutschen Werberat eingereicht. Unter anderem kritisiert Foodwatch Werbung für Paula Pudding und Gummibärchen. Betroffene Werbeformate sind unter anderem Gewinnspiele, Spiele auf Internetseiten und Kooperationen mit Influencern. Acht dieser Beschwerden wurden wieder zurückgezogen, bei den anderen acht lehnte der Werberat ein Einschreiten ab. 

An Kinder gerichtete Werbung soll verboten werden

Oliver Huizinga, Kampagnendirektor von Foodwatch zur F.A.Z.: "Beim Schutz von Kindern versagt das Kontrollgremium Werberat auf ganzer Linie. Wenn selbst Online-Games und Gewinnspiele für Zuckergetränke, süßen Pudding und Weingummi Kinder nicht zu einer ungesunden Ernährungsweise verleiten – was dann?" Die Werbeindustrie sei "offensichtlich kein geeigneter Partner im Kampf gegen Übergewicht bei Kindern". Foodwatch fordert daher: Die künftige Bundesregierung solle dem Gremium das Vertrauen entziehen und stattdessen der Forderung von Ärzteverbänden und der Weltgesundheitsorganisation folgen, "an Kinder gerichtete Werbung für unausgewogene Lebensmittel per Gesetz zu verbieten".

ZAW: Ungesunde Lebensmittel gibt es gar nicht

Der Verband hingegen wehrt sich, die Forderungen seien unberechtigt, politisch durchsichtig und nicht haltbar, wirft den Verbraucherschützern sogar die Verbreitung von Fake News vor. In einer mehrseitigen Stellungnahmen gegenüber der F.A.Z. heißt es unter anderem: "Foodwatch hat als Kampagnenorganisation das Interesse, Stimmungen zu erzeugen, um die eigenen politischen Forderungen medial und politisch durchzusetzen." Der Werberat sei aber nicht der "Erfüllungsgehilfe von Kampagnenorganisationen", sondern entscheide "unabhängig, ausbalanciert und sachverhaltsbezogen", schreibt der ZAW. Die verschärften Regelungen haben nach Ansicht des Werbeverbands bereits zu deutlichen Veränderungen geführt. Foodwatch jedoch erkenne das nicht an. 

Überhaupt gebe es gar keine ungesunden Lebensmittel. So sagte ZAW-Hauptgeschäftsführer Bernd Nauen im April: "Jedes Lebensmittel kann in einer ausgewogenen Ernährung seinen Platz finden." Damit weißt der Verband die Ergebnisse von Studien und Gutachten unter anderem von staatlichen Organisationen wie dem BMEL zurück. Nicht einmal auf eine gemeinsame wissenschaftloche Grundlage kann sich also derzeit geeinigt werden. Ein Ende des Streits ist nicht in Sicht.


Copyright: privat
Autor: Marina Rößer

Marina Rößer hat in München Politische Wissenschaften studiert, bevor sie ihre berufliche Laufbahn in einem Start-up begann und 2019 zu W&V stieß. Derzeit schreibt sie freiberuflich von überall aus der Welt, am liebsten in Asien, und interessiert sich besonders für Themen wie Nachhaltigkeit und Diversity.