
PR-Debakel:
Hofpfisterei-Aktion hinterlässt üblen Nachgeschmack
Die Münchner Bäckerei mahnte einen Chiemgauer Bäcker wegen der Verwendung des Wortes "Sonne" ab. In den Sozialen Medien wird die Hofpfisterei dafür nun heftig kritisiert - und boykottiert.

Foto: iStock
Mit dieser Aktion hat es sich die Hofpfisterei bei vielen Kunden gründlich verscherzt: Die Münchner Bäckereikette ließ einem Bäcker im oberbayerischen Reit im Winkl eine Unterlassungserklärung zukommen. Das Vergehen des Bäckers Josef Pretzner: Er hatte auf seiner Website die Brotsorte "Sonnenkorn" als Teil seines Angebots gelistet.
Das Problem dabei: Die Hofpfisterei hat sich die Bezeichnung "Sonne" im Zusammenhang mit Brot- und Backwaren schon vor rund 40 Jahren beim Deutschen Patent- und Markenamt schützen lassen. Unter anderem, um das bei Kunden beliebte Sonnenblumenbrot "Öko-Sonne" vor Nachahmern zu bewahren.
Dass der Chiemgauer Bäcker sein "Sonnen"-Brot schon seit längerer Zeit nicht mehr herstellte, es lediglich noch auf der Website zu finden war, half ihm nicht: Er erhielt ein Schreiben von den Anwälten der Hofpfisterei, in dem er zur Unterzeichnung einer Unterlassungserklärung und der Übernahme der Anwaltskosten in Höhe von 800 Euro aufgefordert wurde. Eine Weigerung, so teilte man ihm auch mit, könnte teuer werden: Der Streitwert in der Angelegenheit betrage mindestens 200 000 Euro.
"Schäbig" und "asozial"
Pretzner wollte keinen Ärger haben und bezahlte. Für die Hofpfisterei ist die Angelegenheit aber wohl noch nicht gegessen: Seit die Presse über die Aktion berichtet hat, ist die Großbäckerei mit dem Öko-Image vor allem in den sozialen Medien heftigen Anfeindungen ausgesetzt. "Schäbig" und "asozial" sei dieses Verhalten, kommentieren viele Kunden – künftig werde man dort nicht mehr einkaufen und statt dessen lieber kleinere Bäckereien unterstützen. Getoppt wurde der Unmut dann noch, als die Bäckerei zwischenzeitlich offenbar kritische Kommentare löschte und die Kommentarfunktion zeitweise ganz deaktivierte. Ein echtes PR-Desaster, urteilten viele.
Mittlerweile sind Kommentare wieder möglich – doch die Kunden sind nach wie vor nicht versöhnt. Auch ein Statement der Hofpfisterei, das jetzt veröffentlicht wurde, hat die Sache nicht besser gemacht: "Das Markenrecht regelt, dass wir alles tun müssen, um den Schutz unserer Marke aufrechtzuerhalten", so die Bäckerei. Man müsse gegen widerrechtliche Benutzung durch Dritte vorgehen – "sonst verfällt der Markenschutz und damit auch das Recht, unser Brot 'Sonne' zu nennen."
Viel Verständnis dafür zeigen die Kunden dennoch nicht. Insbesondere die Art des Vorgehens mit Abmahnanwälten erzürnt das Publikum – dies sei unverhältnismäßig. Vor allem, weil es wohl auch Methode hat: Die Hofpfisterei geht schon seit Jahren immer wieder gegen große und kleine Betriebe, die ihre Sonnenblumenbrote unter dem Begriff "Sonne" verkaufen, mit Abmahnungen und Klagen vor.
Für die Münchner, die aktuell größtenteils in Süddeutschland 166 Filialen betreiben und nach eigenen Angaben einen Gesamtumsatz von rund 100 Millionen Euro erzielen, keine angenehme Situation. Jetzt ist wohl ein wenig Krisen-PR erforderlich. Da passt es ganz gut, dass die Hofpfisterei aktuell eine Stelle für einen "Marketingreferent – PR" als Elternzeitvertretung ausgeschrieben hat. Vielleicht findet sich ja jemand, der das wieder hinbiegt.