
Hunzinger: "Die SPD macht den schwächsten Wahlkampf aller Zeiten"
PR-Legende Moritz Hunzinger hat für W&V Online den Wahlkampf der SPD unter die Lupe genommen. Sein Urteil ist vernichtend.
PR-Legende Moritz Hunzinger hat für W&V Online den Wahlkampf der SPD unter die Lupe genommen. Sein Urteil ist vernichtend: Hunzinger wirft den SPD-Strategen vor allem drei Fehler vor:
- "Anbiederung. Auf einem Plakat ist ein Arbeiter mit dem Slogan zu sehen, daß 'die SPD auch meinen Arbeitsplatz sichern' wird. Das tut sie definitiv nicht.
- Optik. Langweilige Visuals und mangelndes Lektorat z.B. bei Plakaten. Statt hunderte unbekannte Politikergesichter zu plakatieren, sollte die SPD konzentriert auf den ebenso viel zu unbekannten Steinmeier setzen. Sogar bei Slogans zu lange Sätze, schrullige Wortwahl.
- Bohei. Der "Deutschland-Plan" - welch ein Anspruch! - ist so leicht entkräftbar und kein Rezept für die riesigen Sorgen von heute. Selbst seine Präsentation ging schief, weil die Vision (Millionen neue Arbeitsplätze) als Versprechen mißverstanden wird."
Politisch steht Hunzinger eher der CDU nahe, er war bis 2003 Schatzmeister der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft. Dennoch wünscht er sich von der SPD eine schärfere Gangart: "Warum bezieht die SPD keine Gegenpositionen zu den Ministern der Union? Nicht mal in der Wirtschafts- und Sicherheitspolitik". Sein Resümee: "Die SPD macht den schwächsten Wahlkampf aller Zeiten. Und die CDU macht sich's zu gemütlich."
Moritz Hunzinger führte bis 2004 den börsennotierten Kommunikationsdienstleister Action Press (vormals Hunzinger AG) und gehörte lange Zeit zu den umtriebigsten PR-Strategen Deutschlands. Sein Netzwerk aus Politik, Presse und Wirtschaft war legendär.
Zu seinen Klienten gehörten der damalige SPD-Verteidigungsminister Rudolf Scharping und der heutige Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir. Scharping stützte 2002 über die Verquickung von politischen und privaten Kontakten mit Hunzinger ("Hunzinger Affäre"). Auch Özdemir geriet massiv unter Druck, nachdem bekannt wurde, dass er ein privates Darlehen von Hunzinger in Anspruch genommen hatte.