Acxiom-Studie:
Image vs. Realität: So ticken E-Autofahrer wirklich
Wohlhabend, mit hohem Sozialstatus und fettem SUV in der Garage: Elektroautos werden nicht nur aus einer ökologischen Gesinnung heraus angeschafft. Das ergab eine Studie von Acxiom.
Wer es sich leisten kann, hat gern ein Elektroauto in der Garage stehen. Und zwar nicht nur wegen der Ökobilanz, sondern auch, weil es schlichtweg cool ist. Und so wird das elektrische Gefährt gern als Zweitwagen neben dem Sprit-fressenden PS-Boliden aus dem oberen SUV-Segment genutzt. Das ist ein Ergebnis einer Analyse über Elektroautofahrer in Deutschland des Datendienstleisters Acxiom.
Demnach sind mit den kaufkräftigsten zehn Prozent der Haushalte in Deutschland je nach Fahrzeugmodell schon bis zu 70 Prozent der Elektroautokunden abgedeckt. Denn: E-Autos sind für die breite Masse nach wie vor zu teuer, zumal sie als weiteren schwerwiegenden Nachteil die noch immer recht geringen Reichweiten haben. Das spiegelt sich auch in den aktuellen Absatzzahlen wider: Zwar werden Jahr für Jahr immer mehr E-Autos zugelassen - so gab es im ersten Halbjahr 2019 laut Kraftfahrzeugbundesamt ein Plus von 80,2 Prozent beziehungsweise 31.059 Fahrzeugen. Doch verglichen mit den insgesamt 3,44 Millionen PKW-Neuzulassungen im gesamten Jahr 2018 bleibt diese Menge doch verschwindend gering.
Regional betrachtet sind die Käufer von Elektroautos eher in und rund um die deutschen Großstädte zu finden - hier vor allem im klassischen Speckgürtel, mit Pendler-Entfernungen bis zu 70 Kilometern, die von einem Sprit-Verweigerer noch gut zu bewältigen sind.
Daher haben sich auch in der Acxiom-Untersuchung vor allem zwei Käufergruppen herauskristallisiert: Während in den Stadtzentren vor allem gut verdienende Singles sich gern mit einem schicken Stromer schmücken, besteht der überwiegende Teil der E-Autobesitzer aus wohlhabenden Stadtrandfamilien, die in Einfamilienhäusern mit viel Wohnfläche, großen Gärten und häufig auch einer eigenen Photovoltaik-Anlage auf dem Dach leben. Diese sind zudem sehr an politischen, wirtschaftlichen und ökologischen Themen interessiert, sie verreisen gern und sind ausgesprochen offen, was die Digitalisierung ihres Haushaltes vom Onlinebanking bis zur Hausautomatisation betrifft. Da passt das E-Auto als Statussymbol perfekt dazu.
Schon bei leichten Preissenkungen wächst das Zielgruppenpotenzial enorm
Noch ist das Zielgruppenpotenzial für E-Autos aufgrund der hohen Preise limitiert: Bei einem gleichbleibenden Angebot kommen die Acxiom-Analysen auf eine Zielgruppengröße in Deutschland von nur rund 1,3 Millionen affinen Haushalten mit geschätzt 100.000 Zulassungen pro Jahr. Bei nur leichten Änderungen der Parameter Preis und Reichweite könnten aber schnell zahlreiche neue potenzielle Käufer hinzukommen. Dabei beziehen sich die Studienmacher auch auf Auswertungen aus der Best 4 Planning: Demnach geben 6,4 Prozent der Befragten an, dass ein E-Auto grundsätzlich als nächstes Modell für sie infrage käme. Das entspricht circa 2,7 Millionen Haushalten mit geschätzten 220.000 Neuzulassungen im Jahr. Damit ist die Zahl der Interessenten im Vergleich zu 2014 bereits um 50 Prozent gestiegen. "Nach den Early Adoptern werden das die Otto-Normalbürger sein, für die das Auto der nützliche Lastesel und weniger ein Statussymbol ist", heißt es in der Studie.