Lass Dich impfen:
Influencer-Impfkampagne geht nach hinten los
Da die Impfbereitschaft im Lande stockt, sah sich die Regierung nach Möglichkeiten der Motivationssteigerung um. Eine Kampagne mit Social-Media-Influencern erwies sich dabei jedoch als wenig hilfreich.
Derzeit sind etwa 60 Prozent der Menschen in Deutschland gegen Corona geimpft. Viel zu wenig, befand die Bundesregierung, und machte sich Gedanken, wie man die Impfbereitschaft insbesondere in der jüngeren Zielgruppe steigern könnte. Heraus kam die Influencer-Impfkampagne "Lass Dich impfen", die seit einigen Tagen bei TikTok und Facebook läuft und bis zum 5. September laufen soll. Oder sollte man lieber "laufen sollte" sagen? Denn anders als von der Bundesregierung erwartet, kommt die mit der Agentur Zum goldenen Hirschen entwickelte Kampagne bei der Zielgruppe ziemlich schlecht an. Die Folge: Viele der Spots wurden bereits wieder zurückgezogen. Wo genau liegt das Problem?
Sieht man sich die Spots von Creators wie Alicia Awa, SelfieSandra, Diademlori, Twenty4Tim oder Inscope21 an, wird schnell klar, woran es hapert. Die Videos wirken plump und setzen auf Beleidigung statt auf Überzeugung. Fragwürdige Argumente wie "Ich lass mich nicht impfen, weil ich Angst vor der Nadel hab. Hattest Du auch Angst, als Du Dich botoxen lassen hast?" oder "Ich lass mich nicht impfen, weil's mir zu lange dauert. Aber jedes Wochenende vorm Club Schlange stehen, vorher drei Stunden für Haare, Nägel und Make-up? Aber fürs Impfen kurz beim Arzt zu warten, unmöglich?" spielen auf die Oberflächlichkeit der Zielgruppe an und machen sich über sie lustig, statt sie zu motivieren. "Ich lass mich nicht impfen, weil ich jung und unsterblich bin, Alter!" ist auch nicht besser.
Aufklärung statt Beleidigungen
Unterm Strich wäre es sicher sinnvoller, die Impfskeptiker mit echten Argumenten zu überzeugen, was allerdings in kurzen TikTok-Spots kaum funktioniert. Aber so, wie es die Bundesregierung versucht hat, klappt es offensichtlich ebenfalls nicht. Der bekannte TikToker "Herr Anwalt" fasst die Diskussion um die Influencer-Kampagne gut zusammen. "Die Kampagne schafft die Grundlage dafür, dass die Extreme wieder aufeinander einschlagen", sagt er dort. Das kann man durchaus so stehen lassen.
Den Anfang machten die USA
Die Idee, junge Influencer für die Impfkampagne einzuspannen, ist nicht neu und ist auch keine der Bundesregierung. Bereits Anfang des Monats beteiligten sich in den USA über 50 Influencer auf TikTok, Facebook, Instagram oder Twitch an einer Regierungskampagne. Darunter war auch die 18-jährige Influencerin Olivia Rodrigo, die sich in diesem Zusammenhang sogar im weißen Haus mit Präsident Biden getroffen hatte.