Influencer-Marketing:
Instagram: Ende des Regenbogens
Das perfekte Mädchen in perfektem Outfit vor perfektem Hintergrund - das war Instagram bis jetzt. Aber der Reiz verfliegt - und die Influencer von morgen suchen neue Möglichkeiten, sich auszudrücken.
"Die meisten Menschen auf diesem Planeten verfügen über ein Vermögen von mehreren Millionen Euro. Das ergab eine Auswertung des sozialen Netzwerkes Instagram bei seinen Nutzern." So spottete vor einem Jahr der Postillion über die Hochglanzwelten, die auf dem Bilderdienst zur Schau gestellt werden. Doch dieser Trend scheint endlich zu sein. Wie das Magazin The Atlantic berichtet, kommen die perfekt inszenierten Bilder von Avocado-Toasts und pinken Pool-Tierchen unter Palmen, für die Influencer Tausende von Euro pro Foto kassierten, immer mehr aus der Mode.
"Das ist so generisch und ausgelutscht. Man kann jedes Mädchen vor so einen Hintergrund photoshoppen und es wird derselbe Post sein", zitiert das Magazin die 15-jährige Claire. Neue Influencer am Horizont wie Emma Chamberlain, Jazzy Anne oder Joanna Ceddia geben ihr Recht. Sie verzichten auf kuratierte Feeds und vermitteln stattdessen ungeordnetere, ungefiltertere Stimmungen. Waren die Millenial-Influencer Meister der Bildbearbeitung, postet die nachfolgende Generation ihre Bilder direkt so aus ihren Smartphones, wie sie aufgenommen wurden.
Unperfekt ist das neue perfekt
Entsprechend sind bei den neuen Influencern nicht mehr hochwertige Digitalkameras mit Spiegelreflextechnologie in Mode, sondern Apps wie Huji Cam, die Fotos so aussehen lassen als wären sie mit einer altmodischen Wegwerfkamera aufgenommen worden. 16 Millionen Mal wurde Huji Cam bereits heruntergeladen, schreibt The Atlantic. Die 22-jährige Influencerin Reese Blutstein hat mit ungefilterten, schnell produzierten Fotos von sich selbst in seltsamen Outfits in weniger als einem Jahr 238.000 Follower gesammelt. Anders als den Influencern vor ihr ist es ihr auch egal, wenn mehrere Bilder im Stream ähnlich aussehen.
"Wenn ich ein Bild mag, poste ich es einfach", sagt sie. In ihrer Generation käme das gut an. Sie würden einfach das sein wollen, was sie wirklich sind und sich keine Fake-Identitäten aufbauen, sagt sie. "Wir versuchen, echte Menschen zu zeigen, die als echte Menschen coole Dinge tun und kreieren keine Persona, die man selbst gar nicht ist." Einen ähnlichen Ansatz verfolgt Jazzy Anne.
Auch Matt Klein, Kulturstratege bei der Unternehmensberatung Sparks & Honey, bemerkt einen Kulturwechsel auf Instagram. "Wir haben diese Fotos alle konsumiert und geteilt. Und wir wissen, welcher Stress und welche Anstrengung dafür notwendig sind. Wir durchschauen das. Kultur ist ein Pendel - und das Pendel schwingt. Das heißt nicht, dass jetzt keiner mehr perfekte Photos postet. Aber die Energie fließt in andere Dinge", sagt er.
Authentizität hilft gegen Follower-Verlust
Um authentischer zu wirken, greifen die Influencer zu unterschiedlichen Maßnahmen. So posten immer mehr Beauty-Influencer beispielsweise leere Verpackungen von Produkten oder schreiben längere Artikel darüber, um zu signalisieren, dass sie nicht nur gegen Entgelt dafür werben, sondern sie auch tatsächlich benutzen. Andere sprechen offen über Burnout, geistige Gesundheit und den Stress, den man hat, wenn man Perfektion aufrecht erhalten will. Und wieder andere kommunizieren die Umsätze, die sie mit ihrer Arbeit verdienen.
Wie notwendig ein Umdenken in Instagram-Kreisen ist, zeigen aktuelle Zahlen. Auf der Influencer-Management-Plattform Fohr verlieren derzeit 60 Prozent aller Influencer mit mehr als 100.000 Followern jeden Monat mehr Fans. Das perfekte Mädchen in perfektem Outfit vor perfektem Hintergrund - es interessiert die Massen einfach nicht mehr.
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