
Messe-Rückblick:
Ispo 2019: Nachhaltig und digital nach draußen
Bei der Ispo drehte sich dieses Jahr alles um Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Die Hersteller sind auf einem guten Weg, Händler müssen umdenken.

Foto: Ispo Munich 2019
Mit den Messebesuchern kam auch der Schnee nach München. Das machte die Anreise zur weltweit größten Sportfachmesse Ispo zwar nicht unbedingt leicht, doch abschrecken ließen sich die wenigsten vom Wintereinbruch. Rund 80.000 Besucher kamen vom 3. Bis 6. Februar auf das Münchner Messegelände, um sich in 18 Hallen einen Überblick über die sportlichen Neuheiten und Trends der insgesamt 2943 Aussteller zu verschaffen.
Neben Innovationen aus Wintersport, Outdoor und Fitness, wurden auch Potenziale aufgezeigt, wie die Branche für den Konsumenten von Morgen attraktiv bleiben kann. Im Mittelpunkt standen die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung. So bekam erstmals auch eSports eine eigene Plattform: Aus der eSports- Arena wurden Vorträge und Spiele über einen eigenen Twitch-Kanal übertragen. Klaus Dittrich, Vorsitzender der Geschäftsführung der Messe München, sieht dieses Segment als Chance für die gesamte Sportbranche, um vor allem eine jüngere Zielgruppe zu erreichen. Auch Stefan Herzog, Generalsekretär des Deutschen Sportfachhandels ist überzeugt: "Nicht digital zu denken, ist keine Option. Die Welt verändert sich, jeder von uns muss es auch tun."
Rückgang beim klassischen Handel
Das merkt auch der klassische Sporthandel. So hatte Intersport beispielsweise Einbußen ausgerechnet im Wintersport-Segment zu verzeichnen, dem Steckenpferd vieler Händler. Verantwortlich dafür seien zu wenig Schnee im Januar und zu mildes Wetter im Dezember. Im Sommer hingegen habe dann die Hitze auf die Kauflust der Kunden gedrückt. Mit 2,85 Milliarden Euro hat die Sporthandelskette drei Prozent weniger umgesetzt als 2017.
Doch nur am Wetter können diese Zahlen nicht liegen. Einer Intersport-Branchenstudie zufolge ist die Hauptursache der Entwicklung die stetig wachsende Online-Konkurrenz. Laut Studie führt Intersport mit 12 Prozent zwar die Rangliste in Deutschland noch an, doch die Plätze zwei und drei haben Zalando und Amazon inne – zwei branchenfremde Unternehmen.
Konsumenten geben sich nicht mehr damit zufrieden, in ein Geschäft zu gehen und etwas zu kaufen. Wenn sie das tun wollen, bestellen sie online. Fachhändler müssen sich alternative Angebote überlegen, mit denen sie Kunden etwas on top bieten können. Intersport will darum auch flächendeckend Dienstleistungen wie zum Beispiel Skikurse vermitteln.
Sportzukunft noch digitaler
Ideen zur Digitalisierung des Sports gibt es viele. So stellte der Verband Deutscher Sportfachhandel seinen VDS Digital Fitness Check vor, mit dem Händler ihre Digitalstrategie analysieren und sich durch Experten beraten lassen können.
Die Firma ASB GlassFloor stellte einen Glas-Sportboden vor, der durch die integrierte LED-Technologie gleichzeitig eine riesige Projektionsfläche ist. "Zum einen kann man dadurch die Show für die Zuschauer verbessern und einen Wow-Effekt erzeugen. Zum anderen würde der Boden zur Werbefläche Nummer eins werden, die jede Bandenwerbung im Regen stehen lässt. Das könnte mehr Geld für Sportarten generieren, die sonst im Schatten des Fußballs stehen", sagt Firmenchef Christof Babinsky. Auf dem interaktiven Spielfeld können nicht nur Videos abgespielt, sondern auch Spieler getrackt und besondere Effekte erzeugt werden.
Ein weiteres digitales Produkt ist das E-Bike Smacircle S1. Das Elektro-Rad passt zusammengeklappt in einen Rucksack, ist mit einem USB-Slot versehen und kann so mit dem Smartphone verbunden werden. Das Mini E-Bike kann über das Handy zudem bequem gesperrt und entsperrt werden.
Die Wearable Technologies Conference widmete sich digitalen, tragbaren Technologien und IoT-Geräten (Internet of Things) sowie deren Marktpotenziale. Vorträge von Bayer Vital, der BMW Group und Microsoft gaben Einblicke in die Zukunft dieser Technologie rund um Wearables, Smart Watches, Fitness Tracker und digitale Textilien.
Auch Tony Hawk, Skateboard-Legende und Star-Gast auf der Ispo Digitize Pioneers Night, teilt die Ispo-Vision: Die Digitalisierung wird die Sportbranche nachhaltig verändern.
Das Thema wird auch nach der Ispo Munich im Fokus bleiben. Der zweite Ispo Digitize Summit wird am 3. und 4. Juli 2019 im ICM (Internationales Congress Center München) stattfinden.
Nachhaltigkeit als Erfolgsmodell
Zweites großes Thema der Sportmesse war Nachhaltigkeit. "Wir alle tragen Verantwortung für unseren Planeten. Mit nachhaltigen Stoffen und Produktionsverfahren kann die Sportbranche einen Beitrag dazu leisten", so Dittrich. Auch der Konsument fordert verstärkt ressourcenschonend hergestellte und recycelbare Produkte. "Die Branche hat die Chance, eine Vorreiterrolle einzunehmen und ein Zeichen zu setzen, bevor gesetzliche Bestimmungen uns die Entscheidung abnehmen. Darüber hinaus ist Nachhaltigkeit heute auch ganz einfach ein Geschäftsmodell", sagt Arne Strate, Generalsekretär der European Outdoor Group (EOG).
Wie nachhaltig die Welt des Sports auch heute schon ist, zeigt der Hersteller Vaude. Er präsentiert eine zu 100 Prozent aus recyceltem Material hergestellte Jacke. The North Face präsentiert das neuen Außenmaterial "Futurelight", das durch nachhaltigen Einsatz von Materialien die Performance sogar verbessert.
Ein Beispiel für nachhaltige Produktion ist der Membranspezialist SympaTex. Die Mitarbeiter sammelten auf der Messe zusammen mit Freiwilligen Plastikmüll, der anschließend innerhalb weniger Stunden zu einem Exponat weiterverarbeitet wurde.
Mit der neuen Technologie PrimaLoft Bio können erstmals herkömmliche Synthetikfasern in einem relativ kurzen Zeitraum biologisch abgebaut werden. Bisher dauerte das Jahrhunderte.
Das Familienunternehmen Schöffel produziert nicht nur hochwertigste Outdoor- und Skibekleidung, es repariert sie auch. Ein Service, mit dem Schöffel ein Zeichen setzen will - für Qualität, Langlebigkeit und Nachhaltigkeit.
Bergsportmarke Salewa kombiniert mit ihrer neuen Alpine-Wool-Linie den Wohlfühlfaktor für Kunden mit dem wachsenden Bedürfnis nach Nachhaltigkeit.
Auch beim Ispo Award stand das Thema Nachhaltigkeit im Fokus. Der Preis ging an fünf Produkte aus den Segmenten Snowsports, Outdoor, Urban, Health & Fitness und Teamsports. Es freuten sich unter anderem Mammut, Grüezi Bag, Berg Outdoor, Life Fitness, Select
"Unser Planet ist unser Zuhause, unser einziges Zuhause, die größte Sehenswürdigkeit ist die Welt – sieh sie Dir an!", schreibt Grüezi Bag. Der Schlafsack Biopod Downwool Nature ist das Product of the Year beim Ispo Award im Segment Outdoor. Er besteht aus 100 Prozent reinen Naturmaterialien – von der Verpackung bis zum letzten Knopf.
Die nächste Ispo Munich findet von 26. bis 29. Januar 2020 in München statt. Weitere Termine sind: Outdoor by Ispo vom 30. Juni bis zum 3. Juli 2019, Ispo Digitize 3. und 4. Juli 2019, Ispo Shanghai vom 5. bis zum 7. Juli 2019.
W&V Sportmarketing-Summit
Bereits früher findet der W&V Sportmarketing-Summit statt - das Workout für die Marketingbranche. Am 30. April 2019 zeigen Spitzensportler wie Gela Allmann und Tim Lobinger sowie Experten aus der Sportwissenschaft, Neuroforschung und aus werbungtreibenden Unternehmen, wie Marketer über den Herzöffner Sport ein Thema setzen – mit dem sie ihre Konsumentenzielgruppen begeistern und binden. Melden Sie sich jetzt an!