Auch der RTL-Schwestersender ntv übertrug - und erreichte rund 550 000 Zuschauer (1,8 Prozent).

Das ist ein Spitzenwert für RTL in Konkurrenz zum ARD-Sonntagskrimi. Jedoch war das Publikum bei der letzten Bundestagswahl im September 2017 ungleich größer. Damals hatten nämlich fünf Sender - das Erste, das ZDF, RTL, Sat.1 und Phoenix das Duell zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und ihrem Herausforderer Martin Schulz (SPD) gemeinsam übertragen. Rund 16,23 Millionen Zuschauer (46,1 Prozent) waren am Bildschirm dabei gewesen.

Uneinigkeit bei Steuerpolitik

Die Steuerpolitik war eines der umstrittensten Themen des Triells. Laschet griff Scholz und Baerbock scharf an - und warf ihnen vor, "immer wenn man kann" Steuern zu erhöhen. Scholz wandte sich strikt gegen Steuersenkungen. "Ich bin dafür, dass wir unser Steuersystem etwas besser austarieren, indem Leute, die in meiner Einkommenskategorie oder da drüber liegen, etwas mehr zahlen, gar nicht so viel", sagte er. Auch Baerbock plädierte dafür, dass stärkere Schultern auch stärker belastet werden sollten. Sie nannte es zutiefst ungerecht, dass in Deutschland jedes fünfte Kind in Armut lebe. Unter ihrer Kanzlerschaft würde eine Alleinerziehende mit zwei Kindern 2000 Euro im Jahr einsparen.

Bürokratie abbauen bei der Klimapolitik

Baerbock warf Union und SPD "Nichtstun" in der Klimapolitik vor. Sie versprach, künftig "keine halben Sachen" mehr machen zu wollen. So wolle sie etwa eine Pflicht durchsetzen, für Neubauten Solarpanele auf Dächern zu installieren. Letzteres habe die Regierungskoalition verhindert. Laschet warf den Grünen im Gegenzug vor, "der Industrie Fesseln anlegen" zu wollen. Er bekräftigte seine Position, Planungs- und Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, etwa um den Ausbau von Windenergie voranzutreiben. Auch Scholz versprach, Bürokratie abbauen und Planungssicherheit für die Industrie schaffen zu wollen - etwa beim Strombedarf. Den zusätzlichen Strombedarf Deutschlands, um klimaneutral zu werden, wolle er per Gesetz festlegen.

Innere Sicherheit: Diskussion um Videokameras

CDU-Chef Laschet sprach sich für eine verstärkte Videoüberwachung des öffentlichen Raums gegen Kriminalität und Gewalttaten aus. Frauen fühlten sich am unsichersten in Unterführungen, Tunneln und Parks, sagte er. Baerbock hielt ihm entgegen: "Am unsichersten sind leider Frauen in den eigen vier Wänden." Sie wies auf Übergriffe von Partnern und Ex-Partnern hin. SPD-Kandidat Scholz sagte, Videoüberwachung sei eine Möglichkeit, von der schon Gebrauch gemacht werde und die er befürworte. Baerbock warnte dagegen davor, mit Überwachungskameras einen "Pappkameraden" aufzubauen: "Ich möchte, dass wir unsere Polizei besser ausstatten."

Die sicherheitspolitische Rolle Deutschlands muss gestärkt werden

Nach dem Desaster beim Abzug der Nato aus Afghanistan forderten Laschet, Scholz und Baerbock übereinstimmend eine Stärkung der sicherheitspolitischen Rolle Deutschlands. Laschet bekräftigte seine Forderung nach einem Nationalen Sicherheitsrat, angebunden an das Kanzleramt. "Wir werden unsere Bundeswehr besser ausstatten müssen", sagte er. Baerbock warf der Bundesregierung vor, sich in Afghanistan weggeduckt zu haben. "Sie haben innenpolitische Motive über außenpolitische Verantwortung gestellt", sagte sie. Scholz, dessen Parteifreund Heiko Maas an der Spitze des Auswärtigen Amtes steht, forderte, die internationale Zusammenarbeit zu stärken und auch künftig Bundeswehrsoldaten für Einsätze zum Schutz von Frieden und Sicherheit bereitzustellen. Er nahm für sich in Anspruch, dass mit ihm als Finanzminister der Verteidigungshaushalt über 50 Milliarden Euro gestiegen sei.

Corona-Bekämpfung: Verbesserung der Impfquote, Vermeidung eines erneuten Lockdowns

Alle drei Kanzlerkandidaten sprachen sich dafür aus, erneute weitreichende Alltagsbeschränkungen wegen der Corona-Pandemie zu vermeiden. Scholz sagte, es seien jetzt so viele geimpft, dass man sehr klar sagen könne und müsse: "Es wird keinen neuen Lockdown geben." Auch Laschet sprach sich dafür aus, alles dafür zu tun, dass es nicht mehr zu einem Lockdown komme. "Ich halte das auch für realistisch." Baerbock erklärte: "Stand heute ist es so, dass wir keinen neuen Lockdwon brauchen." Alle drei Bewerber um die Nachfolge von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) machten sich auch dafür stark, die Impfquote zu verbessern.

Scholz gerät bei der Frage nach einer möglichen Koalition mit der Linken unter Druck

Scholz schloss eine Koalition mit der Linkspartei erneut nicht ausdrücklich aus. Er knüpfte aber jede Regierungsbildung an "unverzichtbare" Prinzipien. Dazu gehörten klare Bekenntnisse zur Mitgliedschaft in Nato und EU, zu einem soliden Umgang mit Geld und Wirtschaftswachstum und zu innerer Sicherheit. Er betonte: "Ich werde darüber auch nicht irgendwie verhandeln, mit niemandem." Mit Blick auf die Linke sagte Scholz, die vergangenen Tage hätten es nicht gerade leichter gemacht. Dass die Linke den Evakuierungseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan im Bundestag nicht unterstützt habe, habe ihn "echt sehr betrübt". Laschet konterte, die Bürger erwarteten eine Aussage, ob Scholz sich von der Linken zum Kanzler wählen lassen würde - ja oder nein. Er betonte, die Union werde nicht mit der Linken koalieren. Und sie wolle, dass die AfD aus den Parlamenten verschwinde. Aus Sicht von Baerbock ist für jegliche Koalitionsverhandlung die Frage Klimaschutz zentral.

Erste Reaktionen: Viel Phrasendrescherei

Der Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, Dietmar Bartsch, reagierte enttäuscht. "Das Triell bot eine Debatte an den wirklichen Problemen der Menschen vorbei", sagte Bartsch der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag). "Drei Kandidaten, eine Meinung" - viel Phrasendrescherei habe es gegeben.

Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt schrieb auf Twitter: "Scholz lebt nach dem Motto 'Wer nichts sagt, sagt auch nichts Falsches' und Laschet windet sich aus der Verantwortung, wo es nur geht.' CSU-Chef Markus Söder twitterte: "Starker Auftritt und klarer Sieg von Armin Laschet." Andere bemängelten, dass das Thema Digitalisierung komplett ausgespart worden sei.

Die Parteien bereiten das Triell auf ihre Weise nach:

(dpa/rom)


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Autor: Marina Rößer

Marina Rößer hat in München Politische Wissenschaften studiert, bevor sie ihre berufliche Laufbahn in einem Start-up begann und 2019 zu W&V stieß. Derzeit schreibt sie freiberuflich von überall aus der Welt, am liebsten in Asien, und interessiert sich besonders für Themen wie Nachhaltigkeit und Diversity.