Die 35-jährige Lüllmann wird ab Juni das Geschäftsführer-Trio mit den bisherigen Geschäftsführern Andreas Bull und Andreas Marggraf bilden. Die Position wurde frei, weil Karl-Heinz Ruch in den Ruhestand ging.

Perspektivisch bereitet sich die taz darauf vor, unter der Woche nur noch digital zu erscheinen, die gedruckte Ausgabe wäre dann noch am Wochenende verfügbar. Im deutschen Medienmarkt sind die Auflagen der gedruckten Zeitungen seit Jahren rückläufig.

Geschäftsführer Bull sagte auf die Frage nach einem Startjahr: "Im Moment sieht es eher nach 2022 aus." Zu möglichen Effekten der Corona-Krise sagte er: "Wir haben im gedruckten Bereich eher eine Entspannung. Das haben wir nicht erwartet." Die Auflage gehe zwar noch immer weiter zurück, wenn man das mit den Vorjahren vergleiche. "Aber auf jeden Fall nicht mehr so schnell, so dass sich tatsächlich der Zeitpunkt, an dem man sagen muss: Das geht jetzt gar nicht mehr, wir haben eine zu geringe Auflage, die kann man jetzt überregional nicht mehr ordentlich vertreiben, offensichtlich ein bisschen nach hinten verschiebt - wenn es sich so verstetigt."

Die verkaufte Auflage der Tageszeitung lag im ersten Quartal dieses Jahres nach Zahlen der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) von montags bis samstags bei 49.050. Darunter sind 16.688 E-Paper. Im Vergleich zum ersten Quartal 2019 ging die Zahl der verkauften Exemplare um rund 900 zurück.

Anders als bei anderen Zeitungshäusern in Deutschland gibt es bei der seit 1979 erscheinenden taz mit 250 Mitarbeitern ein Genossenschaftsmodell. Den inzwischen mehr als 20.000 Beteiligten gehört damit die Zeitung, sie halten Anteile an dem Blatt. Ein Konzern oder ein Großinvestor steht damit nicht hinter der Finanzierung des taz-Verlags.

Nicht nur in der Geschäftsleitung gibt es einen Wechsel, auch die Chefredaktion wird neu aufgestellt. Die Redaktion wird künftig von einer weiblichen Doppelspitze geführt. Die Journalistin Ulrike Winkelmann (48) kommt vom öffentlich-rechtlichen Deutschlandfunk und übernimmt zum August die Position der Chefredakteurin. Gleichberechtigt in dieselbe Position wurde zudem Barbara Junge (52) berufen, sie ist seit 2016 bereits stellvertretende taz-Chefredakteurin. Im Januar war bekanntgeworden, dass der bisherige Chefredakteur Georg Löwisch zur Wochenzeitung Die Zeit wechselt. Er war seit 2015 taz-Chefredakteur gewesen.

Anna Ringle, dpa