
Shitstorm:
LLR-Spot für Bionade bringt Drag Queens in Rage
Schwieriger Start für Bionades Cola. Der neue Spot verärgert die Transgender-Gemeinschaft, die sich auf der Facebook-Seite des Unternehmens austobt. Aber im Social Web gibt sich die Marke große Mühe und antwortet auf jeden Post
Schwieriger Start für Bionades Cola: Schon die Ankündigung des Getränkeherstellers, eine Cola in den Handel zu bringen, polarisierte im Social Web. Jetzt gibt es die neue Sorte zu kaufen, der Spot dazu läuft im Fernsehen und es gibt Ärger im Web. Einige Nutzer finden ihn "trans*feindlich", "heteronormativ", "homophob" oder "dragphob". Über die genaue Schreibweise und Bedeutung dieser Ausdrücke gibt es inzwischen eine ebenso leidenschaftliche Diskussion auf der Facebook-Seite von Bionade wie über den Spot selbst. Wie genau man ihn nun bezeichnet, fest steht, dass der Film einige Menschen empört.
In der ersten Arbeit nach dem Pitchgewinn von Lukas Lindemann Rosinski sieht man eine Drag-Queen nach ihrem Auftritt auf der Bühne, wie sie sich in der Maske Perücke, Fingernägel und Make-up abnimmt. Dazu die Bionade-Botschaft: "Das Schöne an künstlichen Zusätzen: Man kann sie auch weglassen." Denn so positioniert sich die neue Cola, als "bessere Alternative" mit 50 Prozent weniger Zucker und eben ohne künstliche Zusätze.
Dass in dem Spot die Frauenkleider, die Schminke und die Perücke mit etwas Künstlichem assoziiert werden, löst bei den Facebook-Nutzern den Ärger aus. Transgeneder Personen würden dadurch als ebenso künstlich dargestellt, so der Vorwurf. Eine der vielen Nachrichten: "Euer Werbespot signalisiert: eine Tunte/Transvestit/Drag Queen ist nicht so schön wie der 'echte' und 'natürliche' Mann dahinter."
Auch bei Twitter wird gegen Bionade gewettert. Etwa von dem Account ichkaufdasnicht, der unter dem Hashtag #Ichkaufdasnicht diskriminierende Produkte, Werbeanzeigen und Medien anprangert. Hinter der Initiative steht Anne Wizorek, die Erfinderin der #Aufschrei-Bewegung.
Bionade nimmt die Vorwürfe ernst und reagiert bei Facebook auf jeden Kommentar individuell. Etwa: "Wir werten in unserem Spot nicht. Egal ob auf oder hinter der Bühne: Wir fühlen uns in beiden Welten pudelwohl. Wir lieben die Welt so wie sie ist: bunt, offen, und vielfältig, mit in all ihren Facetten. Bei uns darf jeder so sein, wie er möchte." Doch auch damit kann der Getränkehersteller nur bedingt beschwichtigen.
Von offizieller Seite bekommt Bionade Rückendeckung. Die Online-Ausgabe der Zeitung "Der Westen" zitiert Ansgar Dittmar, den Bundesvorsitzenden des Arbeitskreises Lesben und Schwule in der SPD: "Obwohl ich den Werbespot aus eigener Anschauung nicht kenne, sehe ich das eher entspannt. Hier wird mit der Scheinwelt des Theaters gespielt. Es gibt da ganz andere Spots, die mir einfallen würden."