
Zu gesund für die Vorschriften:
Lemonaid muss vor Zuckermangel warnen
Der Getränkehersteller soll ab sofort auf seinen Limonadenflaschen mit Hinweisen vor dem geringen Zuckergehalt warnen. Ein Irrsinn, finden die Macher - und reagieren darauf mit kreativem Widerstand.

Foto: Lemonaid
Ärger mit den Behörden ist für den Getränkehersteller Lemonaid nichts Neues. Schon mehrfach hatten die Hamburger mit offiziellen Stellen Probleme, da ihre Bio-Limonaden weniger Zucker als üblich enthalten – zu wenig, um manche der geltenden Vorschriften zu erfüllen.
Aktuell geht der Streit in eine neue Runde. Jetzt soll das Unternehmen auf seinen Flaschen vor dem geringen Zuckergehalt warnen – das will zumindest die Deutsche Lebensmittelbuch-Kommission. Das Problem dabei: Lemonaid müsste daher wohl mehrere Millionen seiner Mehrwegflaschen, die den Hinweis nicht tragen, vernichten.
"Dass wir einen Warnhinweis anbringen müssen, weil unsere Limonaden 'zu gesund' sind, widerspricht jeder Intuition", sagt Lemonaid-Gründer Paul Bethke. "Es sollten doch die Hersteller, die überzuckerte Getränke vermarkten, abgestraft werden. Nicht umgekehrt. Für uns würde es bedeuten, dass wir Millionen neue Flaschen anschaffen müssten – und das in der Corona-Krise."
Das Startup aus St. Pauli, das sich mit öffentlichkeitsstarken Aktionen auskennt, nutzt die Vorlage aber - wieder einmal – für kreativen Widerstand. Daher tragen die Lemonaid-Flaschen in den Supermarktregalen ab sofort große Aufkleber im Stil der Warnhinweise von Zigarettenpackungen. Der Aufdruck: "Achtung – wenig Zucker."
Lemonaid legte außerdem offiziell Protest gegen die geplante Regelung ein. Paul Bethke: "Es muss ein Ende haben, gesündere Lebensmittel in Sonntagsreden zu fordern – in der Praxis aber zu verhindern!"