
Studie der Initiative D21:
Männer arbeiten häufiger im Homeoffice als Frauen
Der Homeoffice-Trend kann klassische Rollenbilder befördern: Denn Frauen und Männer profitieren unterschiedlich stark von der Digitalisierung. Das gilt im Privaten, im Beruflichen und im Zwischenmenschlichen.

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Gegenwärtige Vereinbarkeitsmodelle können die strukturelle Benachteiligung von Frauen und klassische Geschlechter-Rollenbilder befördern. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie "Digitales Leben" der Initiative D21, eine Sonderauswertung des D21-Digital-Index 2019/2020, welche von ITM durchgeführt wurde.
Männer nutzen der Studie zufolge das Internet, technische Geräte sowie Computer- und Webanwendungen insgesamt häufiger und intensiver als Frauen. Sie seien offener für technische Neuerungen und stärker daran interessiert, ihr Wissen auszubauen. Lediglich bei den höher Gebildeten verhält es sich andersherum: Hier liegen die Frauen leicht vor den Männern.
Laut der D21-Studie nutzen Frauen das Internet und digitale Geräte häufig anders: Sie möchten einen unmittelbaren Nutzen und die Anwendungen müssen sich gut in ihren Alltag einbinden lassen. Männer haben über alle Altersgruppen hinweg ein höheres Interesse an Digitalisierung und genießen im Beruf auch häufiger deren Vorteile.
Die Unterschiede verstärken sich, wenn Kinder im Haushalt leben
Bei den jüngeren Generationen seien die Unterschiede gering, bei den älteren Generationen aber umso deutlicher. "Der zukünftige Wohlstand unserer Gesellschaft hängt in erheblichem Maße davon ab, ob wir die Chancen der Digitalisierung beherzt ergreifen – dafür brauchen wir Männer wie Frauen gleichermaßen", sagt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier zur Studie.
In der Berufswelt profitieren Frauen und Männer unterschiedlich stark von den Vorzügen digitaler Arbeitsmöglichkeiten. Homeoffice bzw. mobiles Arbeiten nutzen 21 Prozent der Männer, aber nur neun Prozent der Frauen. Betrachtet man nur die Personen mit Bürotätigkeiten, so liegt der Anteil bei den Männern bei 39 Prozent, bei Frauen nur bei 18 Prozent.
Diese Unterschiede verstärken sich, wenn Kinder unter 18 Jahren im Haushalt leben – und können somit zur Verfestigung von traditionellen Rollenbildern beitragen. Bei Berufstätigen mit Kindern unter 18 Jahren steigt nur der Anteil der Männer an (auf 26 Prozent), bei Frauen bleibt der Anteil der Nutzerinnen von Homeoffice nahezu gleich (10 Prozent). Die Erhebungen zeigen, dass Teilzeitkräfte bei der technischen Ausstattung und damit den Möglichkeiten auf Homeoffice und Co. benachteiligt sind – das sind deutlich häufiger Frauen als Männer, insbesondere dann, wenn Kinder im Haushalt leben.
Männer nutzen gewonnene Zeit oft für den Arbeitgeber
Die Studie gibt außerdem Hinweise, dass die Geschlechter den Zeitgewinn durch mobiles Arbeiten unterschiedlich nutzen. Eine Erhöhung der eigenen Arbeitsqualität sehen 29 Prozent der Frauen mit und ohne Kinder. Männer ohne Kinder sehen dies zu 37 Prozent, mit Kindern im Haushalt stimmen 45 Prozent zu. "Männer nutzen gewonnene Zeit durch weniger Arbeitswege häufig für mehr Arbeit, Frauen hingegen investieren die Zeit öfter in Haushalt oder Familie", sagt Hannes Schwaderer, der Präsident der Initiative D21.