
Rehabilitation:
Medienmanager Middelhoff tritt in Behindertenwerkstatt an
Der ehemalige Bertelsmann-Manager Thomas Middelhoff hat einen neuen Job angetreten: Er arbeitet als Hilfskraft in einer Behindertenwerkstatt in Bielefeld.

Foto: Unternehmen
Der ehemalige Bertelsmann-Manager Thomas Middelhoff hat einen neuen Job angetreten: Er arbeitet als Hilfskraft in einer Behindertenwerkstatt in Bielefeld. In der Einrichtung der Bodelschwinghschen Stiftung Bethel wird der frühere Bertelsmann-Vorsitzende und Ex-Arcandor-Chef als Assistent den Fachkräften zur Hand gehen: "Tisch decken, abdecken, aufräumen, Dinge von A nach B tragen", beschrieb Martin Henke, Geschäftsführer der Bethelschen Rehabilitations-Werkstätten Pro Werk, Middelhoffs Aufgaben-Bereich. 160 Menschen mit Behinderung und etwa 40 weitere Mitarbeiter arbeiten unter dem Dach der Einrichtung im Bielefelder Ortsteil Eckardtsheim. "Da gibt es keine Extrawürste."
Der 62 Jahre alte Middelhoff, der 2014 vom Landgericht Essen wegen Untreue und Steuerhinterziehung zu drei Jahren Haft verurteilt worden war, hatte nach Angaben der Stiftung selbst in Bethel wegen einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung angefragt. "Wir gehen davon aus, dass er normal seiner Tätigkeit nachgeht", sagte ein Sprecher. Wie die "Tiroler Tageszeitung" berichtet, bekommt er dafür 1.785 Euro brutto im Monat. Das unterscheidet sich deutlich von den Millionangagen im Management, die Middelhoff einst kassierte. Da hatte er schon vor 30 Jahren mehr, als seine Karriere erst losging: Der "Spiegel" schreibt von einem Jahresgehalt von 85.000 Mark 1986 als Assistent der Geschäftsführung bei Mohndruck. Middelhoffs jetziges Gehalt allerdings gehe direkt an den Insolvenzverwalter, berichtet Finanzen.net. Gläubiger haben Forderungen im dreistelligen Millionenbereich angemeldet.
Die Belegschaft sei auf den neuen, prominenten Mitarbeiter vorbereitet worden. "Unsere Kolleginnen und Kollegen sind es gewohnt mit wirklich speziellen Menschen zurecht zu kommen. Dann werden sie auch mit Herrn Middelhoff zurechtkommen", sagte Henke.
Der 62-Jährige soll nach früheren Angaben seines Anwalts die Haft demnächst antreten, wenn die Einwendungen seiner Anwälte nicht zu einem Aufschub in letzter Minute führen. Sie hatten die Haftfähigkeit des nach dpa-Informationen unter einer Autoimmunerkrankung leidenden 62-Jährigen zunächst bestritten. Eine Entscheidung über diese Einwendungen sei noch nicht gefallen, sagte eine Sprecherin der Bochumer Staatsanwaltschaft am Montag.
Derweil winkt eine weitere Verwertung von Middelhoffs Karriere im Fernsehen. Der Kölner TV-Produzent Michael Souvignier will nach "Spiegel"-Informationen die wechselvolle Karriere des ehemaligen Top-Managers verfilmen. Die Vita des einstigen Arcandor-Lenkers biete nach Souvigniers Ansicht Stoff für eine Tragikkomödie, schreibt das Nachrichtenmagazin. Nach einem Termin beim Gerichtsvollzieher sei Middelhoff einmal aus einem Fenster geklettert und flüchtete über ein Garagendach, um wartenden Journalisten zu entgehen. Mit dieser Szene soll der Film laut "Spiegel" beginnen. "Klappt alles wie geplant, können wir noch 2016 mit den Dreharbeiten anfangen", zitiert das Blatt den TV-Produzenten ("Das Wunder von Lengede", "Das Tagebuch der Anne Frank"). (sh/dpa)