
Unilever:
Mother London schnappt sich weltweiten Bertolli-Etat
Unilever will die Marke für italienische Lebensmittel neu ausrichten. Damit wird die Kreativagentur Mother betraut.
Eigentlich gehören sie zu den wirklich Mutigen - und vielleicht werden sie das auch wieder: Unilever will Bertolli neu ausrichten. Damit wird die Kreativagentur Mother betraut.
Mutig? Oh ja! In Deutschland konterte Bertolli voriges Jahr die homophoben Sprüche des Konkurrenz-Chefs Guido Barilla mit kessen Anzeigenmotiven (siehe Bild oben). Die Aussage Barillas, niemals Spots mit Homosexuellen einzusetzen, kann der Marke Bertolli ohnehin nicht geschmeckt haben: Die Lebensmittelmarke wendet sich seit Jahren ausdrücklich an homosexuelle Männer und Frauen und wurde für ihr Engagement auch schon ausgezeichnet.
Ebenso mutig: Zu Beginn des neuen Jahrtausends setzte Unilever als eine von ganz wenigen Firmen in der Werbung auf knorrige, alte Menschen im Fernsehwerbeblock (Agentur: Bartle Bogle Hegarty, London). So steinalt und rüstig konnten die nur werden, weil zur ausgewogen mediterranen Ernährung das gute Olivenöl gehört, das im Bertolli-Brotaufstrich steckt (Spot ganz unten).
2010 wechselte der Kreativetat von BBH zu Marimo, Rom - und die Strategie weg von den Senioren, hin zu Tratttoria-Köchen. Die aktuelle Kampagne zeigt zwar noch einen Restbestand Rentner, aber das Hauptaugenmerk liegt auf Trattoria-Köchen. Wie im Spot mit Anna.
Dass die Einmaligkeit dabei flöten gegangen ist und der Unterschied zu Auftritten wie denen für Bistro Baguette gering, mag den Managern bei Unilever nun aufgefallen sein. Ein Strategiewechsel wird laut Branchendienst "The Drum" verordnet. Vollziehen soll den die Kreativagentur Mother, London. Die Briten werden weltweite Leadagentur und strategischer Partner für die italienische Lebensmittelmarke von Unilever, die Öl, Aufstriche und Soßen umfasst. Die Bertolli-Produkte sollen eine gemeinsame Identität erhalten. Welchen Weg Unilever mit der Marke diesmal einschlagen wird (mit BBH gewann der Komzern immerhin 2006 einen Gold-Effie), bleibt spannend. Bis dahin: der Klassiker (2004).