
John Donahoe:
Neuer Nike-Chef Donahoe als Plädoyer für Digitalisierung
Ab dem kommenden Jahr hat Nike einen neuen Chef. Der bisherige CEO Mark Parker tritt zurück. Es übernimmt John Donahoe, der vom Cloud-Computing-Unternehmen ServiceNow kommt. Eine Personalie, die für Nike durchaus Sinn ergibt.

Foto: Nike
John Donahoe hat ab Januar 2020 das Heft bei Nike in der Hand. Er folgt auf Mark Parker, der seit 2006 Vorstandschef ist und Nike als geschäftsführender Verwaltungsratsvorsitzender erhalten bleiben wird.
Dass Nike-Chef Mark Parker seinen Abschied vom Sportartikler Nike plant, war schon lange bekannt. Doch an wen er das Ruder der derzeit größten und erfolgreichsten Sportmarke übergeben würde, beschäftigte die Experten. Ursprünglich war die langjährige Nummer zwei im Konzern, Trevor Edwards, als Kronprinz gehandelt worden, bis er 2018 mit einer Reihe von anderen Topmanagern den Konzern verlassen musste. Just in dem Moment, als bei Nike Beschwerden über "unangemessenes Verhalten am Arbeitsplatz" laut wurden.
Im Anschluss daran wurden COO Eric Sprunk und Michael Spillane, verantwortlich für Design, Produkte und Merchandising, Chancen auf den CEO-Posten eingeräumt. Es schien, als ob jeder davon ausging, dass Nike den Posten intern vergibt.
Die externe und digitale Lösung überrascht viele
Jetzt jedoch eine externe Lösung. Dabei ist John Donahoe bei Nike kein Unbekannter. Seit 2014 saß der 59-Jährige im Verwaltungsrat von Nike. Mit seiner Ernennung erhofft sich der US-Konzern, seinen bereits eingeschlagenen Weg der digitalen Transformation noch schneller und schlagkräftiger durchsetzen zu können. Donahoe ist ein ausgewiesener E-Commerce- und IT-Spezialist. Derzeit leitet er das Cloud-Computing-Unternehmen ServiceNow. Außerdem ist er Verwaltungsratschef beim digitalen Zahlungsdienstleister Paypal. Vor seinem Einstieg bei ServiceNow hat der Stanford-Absolvent von 2008 bis 2015 als CEO und Präsident den Onlinehändler Ebay und von 1999 bis 2005 die Unternehmensberatung Bain & Co. geführt. Bei Ebay musste er nach der Abspaltung von Paypal – gegen die er sich lange zur Wehr gesetzt hatte – gehen.
"Sein Wissen im Bereich digitales Einkaufserlebnis, Technologie, globale Strategie und Führung kombiniert mit seiner engen Verbindung zur Marke, machen ihn zur idealen Besetzung, unsere digitale Transformation voranzurtreiben und unsere Consumer Direct Offensive positiv zu unterstützen", lässt sich Mark Parker in der Pressemitteilung zitieren. Im Jahr 2017 hat Nike die Consumer Direct Offense ausgerufen, mit der das Unternehmen vor allem in den größten Städten der Welt wachsen will und intensiver in das direkte Geschäft mit den Kunden einsteigen will.
Die Entscheidung für Donahoe und gegen eine interne Lösung zeigt, wie stark Parker bewusst ist, dass sich Nike noch mehr wandeln muss, um auch in der Zukunft ganz vorne mitspielen zu können. Auch Konkurrent Adidas hat für sich verstanden, dass das digitale Direct-to-Consumer-Geschäft das ausschlaggebende für den Erfolg in der Zukunft sein wird.
Die Verkündung der Personalie zum jetzigen Zeitpunkt kommt Nike nicht ganz ungelegen - Parker ist nach diversen Skandalen und Vorwürfen in der Kritik. Unter anderem hat er sich nach wie vor nicht vom Trainer Alberto Salazar des Oregon Projects, der Nike-Elite-Laufeinheit, distanziert, obwohl dieser für vier Jahre wegen Dopingvorwürfen gesperrt wurde und das Project inzwischen gestoppt wurde. Zudem wurden in der Vergangenheit Sexismus-Vorwürfe gegen Parker laut. Kein Wunder also, dass seine Ankündigung von 2018, er wolle über das Ende seines Vertragendes 2020 hinaus weiterhin CEO von Nike bleiben, zuletzt nicht mehr diskutiert wurde.
Nike bereitet sich auf die digitale Transformation vor
Im Sommer hatte Nike unter anderem den IT-Soezialisten Celect übernommen. Die 2013 gegründete Firma hat sich auf vorausschauende Datenanalyse für die Einzelhandelsbranche spezialisiert. Sie hat unter anderem Modelle entwickelt, mit denen sich Kundenwünsche schneller identifizieren und Sortimente gezielt planen lassen.
Im ersten Quartal des Geschäftsjahres 2019/20 konnte Nike die Erwartungen der Analysten übertreffen. Umsatz und Gewinn fielen höher aus, als im Vorfeld erwartet worden war. Das lag vor allem an erneut überdurchschnittlichen Zuwächsen in China. Der Konzernumsatz in den Monaten Juni bis August 2019 belief sich auf 10,7 Milliarden US-Dollar (9,67 Milliarden Euro). Das ist ein Wachstum zum Vorjahreszeitraum um sieben Prozent.
Bei ServiceNow folgt der kürzlich zurückgetretene SAP-Manager Bill McDermott auf Donahoe.
lh/mit dpa