
Selbstinszenierung:
Niederländischer Orden testet Recruiting auf Tiktok
Wenn sich Ihre Kinder plötzlich tanzend bekreuzigen, könnte das an Tiktok liegen. Niederländische Klosterschwestern wurden da nämlich zu kleinen Stars - mit 216.000 Followern und Millionen Abrufen.

Foto: Casa Carmeli auf TikTok
Ordensbrüder und Schwester auf der ganzen Welt haben ein Problem: Niemand will mehr beruflich in ihre Fußstapfen treten. Bewohnerinnen des Karmelitinnen-Klosters Casa Carmeli im niederländischen Vogelenzang versuchen jetzt über neue Kanäle, Interesse für ein christliches Leben im Kloster zu wecken.
Dass das lustiger sein kann, als viele glauben, versuchen sie auf ihrem Tiktok-Kanal zu demonstrieren. Dort singen sie Playback und vollführen Bekreuzigungs-Moves. Darüber hinaus gibt es Einblicke in den Klosteralltag beim Beten oder Gärtnern, ironische Illustrationen der Zehn Gebote, wie beispielsweise "Du sollst nicht stehlen" und Antworten auf Nutzerfragen. Dabei scheuen die Dienerinnen Gottes selbst vor intimsten Fragen nicht zurück und beantworten sie mit einer gehörigen Portion Selbstironie.
Progressiv zeigen sich die niederländischen Schwestern aber nicht nur in der Selbstvermarktung, sondern auch in der Vermarktung ihres eigenen Online-Shops, in dem die Nonnen Selbstgemachtes wie Rosenkränze, Häkeltäschchen aber auch Postkarten vermarkten.
In der Tiktok-Gemeinde kommt das gut an. Ein Video, in dem zwei Nonnen betend an einer Mitschwester vorbeispazieren, die mit dem Gartenschlauch erst die Beete wässert, und dann die Schwestern nass spritzt, hat 4,3 Millionen Abrufe und fast eine Million Likes. Ob dadurch wieder mehr junge Menschen ins Kloster gehen, wird sich zeigen.