Cannes 2013:
Nur zwei silberne Press-Löwen für Deutschland
BBDO und DDB verteidigen Deutschlands Ehre bei Press. Beide Agenturen gewinnen je einen Silber-Löwen.
Im vergangenen Jahr waren es noch fünf, in diesem Jahr sind es nur noch zwei Löwen. Zwei Silber-Lions gehen in der Kategorie Press an DDB, Hamburg, für Ikea Austria, und BBDO in Düsseldorf für die Westdeutsche Lotterie. Die 18-köpfige Jury unter Leitung von Marcello Serpa, Partner und CCO von von Almap BBDO, hat in diesem Jahr großzügig Press-Löwen vergeben. "Wir hatten viele wirklich fantastische Arbeiten aus der ganzen Welt", sagt Jury-Präsident Serpa. Vor allem Brasilien hat viele Preise gewonnen. Die Südamerikaner sind in der Kategorie traditionell stark. Aber auch Indien hat große Momente neben vielen anderen Ländern wie Chile, China, Südafrika und den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Das ist der große Trend in diesem Jahr. Das kreative Niveau ist weltweit gestiegen, so die Jury. Noch vor ein paar Jahren gab es die zehn kreativen Nationen, die den Löwenspiegel dominiert haben. Heutzutage kommen wirklich aus allen Ecken der Welt hervorragende Kampagnen.
Deutschland hatte insgesamt 311 Beiträge eingereicht (2012: 385), vier kamen auf die Shortlist. Warum die Deutschen 2013 so schlecht abgeschnitten haben, kann Dörte Spengler-Ahrens nicht wirklich erklären. Die Kreativchefin von Jung von Matt/Fleet, Hamburg, saß in diesem Jahr in der Press-Jury.
"Wir haben uns nichts vorzuwerfen. Die Deutschen sind Weltklasse in Press, aber die anderen inzwischen eben auch", sagt sie. Jede Jury ticke anders und in diesem Jahr hätten offenbar Arbeiten aus anderen Ländern mehr überzeugt. "Sie wissen ja gar nicht, aus welchem Land das kommt, was sie bewerten." Und dass die Kategorie so stark war, habe sie schon überrascht. "Print hat man ja gar nicht mehr so im Fokus." Begeistert hat Spengler-Ahrens vor allem die handwerkliche Umsetzung der Arbeiten. Sie nennt Beispiele wie Unicef (Prolam Y&R, Santiago/Chile) und Harvey Nichols (Y&R Dubai). "Das können Sie rahmen und an die Wand hängen. Das ist Kunst."
Print ist ein magisches Medium, sagt Serpa. Wenn es gut gemacht ist, arbeitet Print schnell. Ein gutes Beispiel dafür seit der Grand Prix. "Wir haben lange diskutiert, was die Kategorie wirklich treibt, aber der Fall war klar", sagt der Jury-Chef. Der Grand Prix geht in die Vereinigten Staaten an die Agentur TBWA/Media Arts Lab, Los Angeles, die für Apple eine außergewöhnliche Print-Kampagne kreiert haben. "Die Idee ist simpel, aber wirkungsvoll", sagt Serpa. Sie braucht kein Logo, keinen Claim, alles ist reduziert, ich bin sehr neidisch auf diese Idee."
Für Apples iPad hatte TBWA fünf verschiedene Anzeigen eingereicht, die mit dem Cover der Magazine arbeiten, in denen sie geschaltet wurden. Das iPad macht diese Cover zu seinem eigenen Titelblatt und signalisisert so: 'Das können Sie auch bei uns lesen – nur zeitgemäßer.' "Genial", findet Marcello Serpa. "Die Botschaft lautet: Wir töten Dich, Print-Medium, beleben Dich aber wieder."
Insgesamt hat die Press-Jury 24 Mal Gold, 36 Mal Silber und 45 Mal Bronze vergeben, in der Summe 105 Löwen (hier geht's zur vollständigen Gewinnerliste). Sie wurden am Mittwochabend im Palais des Festivals zusammen mit den Löwen für die Disziplinen Cyber, Design und Radio vergeben.