
WhatsApp-Alternativen:
Nutzeransturm auf Telegram und Threema
25 Millionen neue Nutzer in 72 Stunden: Vor allem der Messenger Telegram erfreut sich wachsender Beliebtheit. Gründe dafür könnten der Parler-Breakdown sein - oder dass WhatsApp mehr Daten mit Facebook teilen will.

Foto: Telegram
Die Messenger-App Telegram hat innerhalb von nur 72 Stunden rund 25 Millionen neue Nutzer dazugewonnen - und rückt damit näher an seinen US-Konkurrenten WhatsApp heran. Der Online-Dienst Parler war am vergangenen Montag nicht mehr erreichbar, nachdem Amazon als technischer Dienstleister die Zusammenarbeit eingestellt hatte. Und auch die Ankündigung, dass Facebook sich künftig an den Daten seiner Messaging-Tochter WhatsApp bedienen will, stößt bei einigen Nutzern sicherlich sauer auf. Schließlich hatte Facebook bei der Übernahme von WhatsApp erklärt, dass genau dies technisch überhaupt nicht möglich wäre. Nun werden Nutzer außerhalb Europas vor die Wahl gestellt: Entweder sie stimmen bis 8. Februar den geänderten Nutzungsbedingungen zu - oder sie fliegen von der Plattform.
Die Konkurrenz freut sich: Die Schweizer Instant-Messaging-App Threema konstatiert eine Explosion der Nutzerzahlen. Verzeichnet das Unternehmen an normalen Tagen eigenen Aussagen zufolge einige Tausend Downloads pro Tag, sei es seit Freitag vier Mal mehr. In den App-Stores in Deutschland, Schweiz und Österreich kletterte Threema auf Platz 1 der App-Charts der Bezahl-Apps.
Derweil meldet Konkurrent Telegram einen Zugewinn von 25 Millionen neuen Nutzern innerhalb von 72 Stunden. Damit kommt der Messaging-Dienst des russischen App-Gründers Pawel Durow eigenen Aussagen zufolge aktuell auf rund 500 Millionen monatlich aktive Nutzer. Zum Vergleich: WhatsApp zählte zuletzt rund zwei Milliarden monatlich aktive Nutzer.
"Die Menschen wollen ihre Privatsphäre nicht mehr für kostenlose Dienste hergeben", sagt Durow. Telegram hingegen nehme Themen wie Privacy und eine sichere Kommunikation sehr ernst. Tatsächlich können Nutzer ihre Telefonnummer ausblenden und stattdessen einen beliebigen Namen anzeigen lassen. Das ist praktisch, wenn User in Gruppen anonym bleiben wollen. Zudem ist der Quellcode von Telegram Open Source. Das bedeutet, dass alle Nutzer diesen einsehen und Ungereimtheiten entdecken können. Und Telegram will seine Reichweite nicht über Werbung vermarkten.
Kritik muss Telegram trotzdem einstecken. Denn im Gegensatz zu WhatsApp sind Chats zwischen Nutzern nicht automatisch Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Zwar speichert Telegram Standard-Chats zwischen Nutzern nach eigenen Angaben verschlüsselt auf seinen Servern. Für den Betreiber oder Angreifer, die sich Zugang zum System verschaffen, sind die Daten aber einsehbar.