Yahoo und AOL:
Oath: Ein Versprechen als Kampfansage
Oath will das Beste aus den Welten AOL und Yahoo vereinen, um sehr bald Facebook oder Google echte Konkurrenz zu machen. Ein erster Überblick.
Eine solche Geburtstagsfeier kann nicht jeder bieten. Am Mittwochabend erblickt Oath vor großem Publikum das Licht der Welt, zumindest der deutschsprachigen Welt. Ein Launch, der von vielen Seiten sehr aufmerksam beobachtet wird. Schließlich ist das Baby dank seiner Eltern schon ein digitaler Riese.
Die etwas verwunderte Frage nach dem Namen der Marke kennt Markus Frank nur zu gut, und inzwischen freut er sich sogar darüber. Denn der Managing Director von Oath in der DACH-Region hat sich nicht nur mit dem etwas schwer auszusprechenden Markentitel des aus AOL und Yahoo geschaffenen Unternehmens angefreundet, er findet ihn vielmehr sehr passend. Letztendlich gehe es ja immer um das Versprechen, das man den Kunden und Partnern geben könne, sagt Frank. Und Versprechen sei die deutsche Bedeutung des englischen Begriffs Oath, die zu der Marke am besten passe.
Schließlich will Oath nicht mehr und nicht weniger, als sich im digitalen Konzert mit Facebook und Google lautstark Gehör zu verschaffen. Das zeigt auch der Wachstumsplan der Marke. Bis zum Jahr 2020 will man demnach die Zahl von zwei Milliarden Nutzern erreicht haben - eine Schallmauer, die Facebook erst vor kurzem durchbrochen hat. Derzeit stehe man mit dem Portfolio weltweit bei rund 1,2 Milliarden Nutzern.
Die in der Vergangenheit nicht immer erfreulichen Schlagzeilen der unter Regie von Verizon vereinten Marken Yahoo und AOL sieht Frank nicht als Nachteil. "Wir haben das Beste aus beiden Welten zusammengeführt." Das gelte für die Vermarktungsteams ebenso wie für die Produktentwicklung, in der die einzelnen Bestandteile der unterschiedlichen Portfolios miteinander verwoben werden. Damit würden zum einen sehr gute Skaleneffekte mit Steigerung der Audience erreicht, zum anderen könne man bisher vorhandene Datensilos auflösen und daraus eine große Datenarchitektur zu entwerfen.
Durch den Zusammenschluss werde auch die Schlagkraft bei der weiteren Entwicklung deutlich erhöht. Nicht zuletzt gehe es auch um starke Marktpräsenz. "Man braucht eine gewisse Größe, um dann weltweit auch die Produkte anbieten zu können, die der Kunde möchte". Deshalb sehe man sich deutlich besser positioniert als vorher.
Als echten Vorteil sieht Markus Frank, dass Oath von einander unabhängig nutzbare Angebote mache. "Wir haben keinen Walled Garden, in dem es eine Zwangsbindung aus Reichweite, Content und Technologie gibt". Kunden könnten modular auf die Angebote zugreifen, sagt Frank. "Wir sind aber kein Data Broker. Wir werden Daten, die wir bei unseren Nutzern generieren, nicht verkaufen." Die Daten könnten für Kampagnen genutzt werden, die bei Oath geschaltet werden - unabhängig von der eingesetzten Technologie.
Frank sieht den Verzicht auf ein in sich geschlossenes System nicht nur als Vorteil im Wettbewerb um den Kunden, der eigentlich "keine solche Zwangsverpflichtung möchte". Langfristig werde sich die Kundenmeinung durchsetzen. Der Ansatz von Oath entspreche außerdem wesentlich besser den regulatorischen Ansätzen aus der Politik und sei deshalb im Grunde zukunftsfähiger. Markus Frank macht sich allerdings auch keine Illusionen hinsichtlich der starken Positionen von Google und Facebook. "Wir wollen eine Alternative und ein fairer Wettbewerber sein".
Bis zum Ende des Jahres will er Oath gut eingeführt und bekannt gemacht haben. Das Ziel heiße eindeutig Wachstum. Basis dafür sei das "sehr starke und breite Portfolio", gerade mit Blick auf Agenturen und Advertiser. Oath habe aber auch einen starken Technologiearm, mit dem gerade Publisher unterstützt werden könnten.