
Konzernbilanz ProSiebenSat.1:
Online-Aufräumaktion drückt leicht auf Umsatz von P7S1
ProSiebenSat.1 hat umgebaut und die Reisegeschäfte abgegeben. Diese Erlöse fehlen nun erst mal. Dafür scheint sich das Fernsehgeschäft wieder leicht zu erholen.

Foto: ProSiebenSat.1
Dem Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 ist im ersten Quartal aufgrund des Konzernumbaus unerwartet Umsatz durch die Lappen gegangen. Nachdem sich das Unternehmen im vergangenen Jahr fast gänzlich von seinem Reisegeschäft getrennt hatte, gingen die Erlöse im Zeitraum Januar bis Ende März im Vorjahresvergleich um drei Prozent auf 881 Mio. Euro zurück.
Analysten hatten schon mit einem Rückgang gerechnet, wenngleich auch mit einem etwas leichteren. Ohne die Veräußerungen der Reiseunternehmen Etraveli und Weg.de und Währungseffekte ausgeklammert wären die Umsätze aber leicht gestiegen, stellte ProSiebenSat.1 klar.
Der Gewinn von P7S1 steigt - dank TV
Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte um 7 Prozent auf 200 Mio. Euro zu, was die Erwartungen am Markt leicht übertraf. Unter dem Strich kletterte der bereinigte Gewinn um sechs Prozent auf 93 Mio. Euro.
In der Entertainment-Sparte, welche sowohl das lineare TV-Geschäft als auch die Online-Unterhaltungsplattformen vereint, stiegen die Umsätze dank höherer Werbeeinnahmen um 2 Prozent auf 624 Mio. Euro. Conrad Albert, Vorstandsvorsitzender der ProSiebenSat.1 Media SE: "In den ersten drei Monaten des Jahres hat sich vor allem unser Entertainment-Geschäft sowohl im Zuschauer- und TV-Werbemarkt als auch im Distributionsgeschäft positiv entwickelt." Der Konzern halte daran fest, ein Unterhaltungsangebot "aus US- und lokalen Inhalten" bereitzustellen "und dieses auf allen unseren Plattformen immer enger miteinander zu verknüpfen".
In der Produktionssparte brachen die Erlöse hingegen um 13 Prozent auf 97 Mio. Euro ein. Hier bereiteten hauptsächlich negative Währungseffekte im US-Geschäft Probleme. Auch das sonst so verlässliche Geschäft mit den Internetportalen wie Verivox oder Parship erlitt mit minus 14 Prozent einen herben Dämpfer - der jedoch fast ausschließlich auf den Verkauf der Reiseunternehmen Etraveli und Weg.de zurückzuführen ist.
Umbau und Lifestyleplattform Nucom
Die Commerce-Plattformen Flaconi und Amorelie sowie die Onlinedating-Portale Parship und Elitepartner hingegen konnten ihre Umsätze steigern. Das Erlebnisgeschenkegeschäft profitierte laut P7S1 von der Erstkonsolidierung von Jochen Schweizer. Der Medienkonzern hatte im Sommer 2017 die Mehrheit an dem Unternehmen übernommen und es mit seiner eigenen Erlebnisgeschenke-Marke Mydays zusammengeführt.
ProSiebenSat.1 hat seine Beteiligungen an den Onlineplattformen zum Jahresbeginn in einer neuen Gesellschaft namens Nucom gebündelt. Das große Ziel lautete, Nucom zu einer "führenden europäischen Plattform für Lifestyleangebote" auszubauen. Ende Februar hat sich das US-Investmenthaus General Atlantic ein gutes Viertel der Anteile an der Sparte gesichert.
Der Investor wird in der Branche wegen seiner umfangreichen Fachkenntnisse hoch geschätzt. Außerdem bringt er ProSiebenSat.1 frisches Geld für weitere Expansionsvorhaben in Deutschland und Europa ein. "Wir sind mit voller Kraft unterwegs, uns weitere Ziele anzuschauen", sagte Finanzchef Jan Kemper auf einer Analystenkonferenz. Man könne im dritten und vierten Quartal mit entsprechenden Meldungen rechnen.
Interimschef Conrad Albert bestätigte die von ProSiebenSat.1 zum Jahresbeginn in Aussicht gestellte Prognose. Demnach soll der Umsatz 2018 weiterhin im niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich steigen, bei einer bereinigten Ebitda-Marge im mittleren 20-Prozentbereich. Albert, der den Konzernvorsitz als Vorstandsmitglied derzeit übergangsweise führt, wird ab dem 1. Juni von Branchenneuling Max Conze abgelöst.
Die ProSiebenSat.1 Group gliedert sich seit Januar 2018 in die drei Segmente Entertainment, Content Production & Global Sales und Commerce. (W&V Online/dpa)