
Schwache Geschäftszahlen:
Otto klagt über Nachteile im Wettbewerb mit Amazon
Die Otto Group zieht Bilanz: Die gesteckten Ziele wurden im abgeschlossenen Geschäftsjahr nicht erreicht. Bis 2022 soll der Umsatz von 13,4 Milliarden Euro auf 17 Milliarden Euro steigen.

Foto: Otto Group
Die digitale Transformation lässt Werte wieder hochleben. Für Alexander Birken, Vorstandsvorsitzender bei der Otto Group, zählen dazu Rechtsstaatlichkeit und Nachhaltigkeit. "Die Kunden wollen anständiges Verhalten bei uns sehen", erklärte er in Hamburg.
Dort stellte Birken die Konzernzahlen des abgelaufenen Geschäftsjahrs 2018/2019 vor. Dass der Umsatz mit 13,4 Milliarden Euro und der Gewinn mit 177 Euro Millionen Euro unter den gesteckten Zielen blieb, erklärte Birken auch als Effekt des direkten Wettbewerbs mit globalen Playern wie Amazon.
Während der US-Händler von niedrigen Steuerzahlen in der EU profitiere, entsteht für hiesige Einzelhändler ein Investitionsnachteil. "Wir bezahlen 100 Millionen Euro Steuern, die wir investieren könnten in die Digitalisierung oder in den Service oder in niedrigere Preise für die Verbraucher", sagte Birken. Auch Arbeitsplätze seien wegen der ungleichen steuerlichen Behandlung der globalen Konkurrenten in Gefahr.
Der Umsatz kletterte um 3,5 Prozent auf 13,4 Milliarden Euro
Otto selbst hat sich ein Wachstumsziel auf 17 Milliarden Euro bis zum Jahr 2022 verordnet, das entspricht einem Plus von vier bis fünf Prozent jährlich. In diesen Geschäftsjahr, das am 28. Februar endete, lag der Händler allerdings unter seinen selbst gesteckten Zielen: Der Umsatz kletterte zwar um 3,5 Prozent auf 13,4 Milliarden Euro, weniger als anvisiert. Der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) reduzierte sich unterdessen von 388 Millionen Euro im Vorjahr auf 222 Millionen.
Auch der Gewinn fiel mit 177 Euro Millionen Euro im Vergleich zum Geschäftsjahr 2017/2018 deutlich geringer aus - damals erwirtschaftete die Otto Group einen Überschuss von 516 Millionen Euro. Das Ergebnis ist jedoch leicht verzerrt, da in diesen Gewinn auch der Teilverkauf von About you mit einspielte. Der Händler hält an seiner Startup-Tochter weiterhin Anteile und will sie mittelfristig zu einer Plattform weiterentwickeln.
Otto ist der zweitgrößte Online-Händler in Deutschland - nach Amazon
Der Umbau zu einem voll digitalisierten Konzerns steht damit weiterhin groß auf der Agenda. Dazu zählt auch die Entwicklung von Otto.de zu einer E-Commerce-Plattform, die im abgelaufenen Geschäftsjahr positiv verlief: Die Erlöse sind um 4,5 Prozent auf 7,7 Millionen angestiegen. Das macht Otto - hinter Amazon - zum zweitgrößten Online-Händler in Deutschland.
Als Grund für die rückläufigen Konzernzahlen nennt der Vorstandschef den heißen und langen Sommer, der die Kauflaune der Kunden beeinträchtigt hat und sich auf die Textil- und Möbelumsätze der Otto Group auswirkte. Zudem hat sich die Gruppe aus einzelnen Geschäften zurückgezogen und hohe Investitionen geleistet - auch in die logistische Infrastruktur des Konzerns. „Wir hatten höhere Erwartungen", sagte Birken. Fürs laufende Jahr stellt er einen stärkeren Umsatzwachstum und ein leicht höheres operatives Ergebnis in Aussicht.