
Dokumentation:
Pro Asyl kritisiert ZDF-Sendung "Auf der Flucht" als voyeuristisch
Mit dem C-Promi-Format "Auf der Flucht - das Experiment" hat das ZDF die Organisation Pro Asyl auf den Plan gerufen. Die Sende-Reihe habe "Züge eines voyeuristischen Eindringens in das Elend von Flüchtlingen."
Mit dem Format "Auf der Flucht - das Experiment" hat das ZDF die Organisation Pro Asyl auf den Plan gerufen. Die Sende-Reihe habe "Züge eines voyeuristischen Eindringens in das Elend von Flüchtlingen." Der Geschäftsführer und Pro-Asyl-Mitbegründer Günter Burkhardt sagte, "Flucht ist kein Spiel." Es gleitet ins Geschmacklose ab, wenn deutsche Protagonisten so tun, als ob sie Flüchtlinge seien.
"Flüchtlinge auf Zeit" sind Ex-"Böhse Onkelz"-Bassist Stephan Weidner, Bloggerin Katrin Weiland, Model Mirja du Mont, Streetworkerin Songül Cetinkaya, Nazi-Aussteiger Kevin Müller und Ex-Bundeswehrsoldat Johannes Clair. Das ZDF schickte sie unter anderem in Heimatländer von Asylsuchenden - nach Eritrea und in den Irak. Die Kamera begleitet sie beispielsweise beim Besuch eines Lagers in Griechenland, beim Gespräch mit Schleppern und bei einer Überfahrt mit einem Flüchtlingsboot.
Das ZDF verteidigte das Format mit dem Argument, das in Deutschland viel und kontrovers diskutierte Thema werde durch die dokumentierte Reise nachvollziehbar gemacht. "Die sechs Protagonisten stehen stellvertretend für Haltungen in der Asyldebatte, denen wir jeden Tag begegnen oder die wir sogar selbst vertreten", sagte ZDFneo-Chefin Simone Emmelius im Interview mit dem "Tagesspiegel". Die Prominenz einzelner Teilnehmer - vier der sechs sind unbekannt - habe dabei nicht im Vordergrund gestanden, vielmehr die Vielfalt der Meinungen und deren Entwicklung während der Reise.
Es gebe bereits zahlreiche klassische Dokumentationen, die im Zweifelsfall immer das gleiche Publikum erreichten. "Der für die Doku-Reihe gewählte Weg ist es, den Zuschauer emotional miterleben zu lassen, wie sich diese Haltung relativiert, wenn die Protagonisten in Situationen kommen, die sich - weitaus schutzloser und lebensbedrohlicher - in den Flüchtlingsschicksalen wiederfinden." Die Sicht der Flüchtlinge werde unter anderem im Online-Auftritt zur Sendung gezeigt. Nach den Worten von Emmelius ist nicht geplant, die Reihe zu stoppen. Dies fordern zwei Internet-Petitionen, die am Freitag nach Angaben der Initiatoren über 28.000 Unterzeichner hatten.
Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) hatte das ZDF bei den Recherchen unterstützt. Eine offizielle Einschätzung zu der Reihe wollte die Organisation nicht abgeben, wie ein Sprecher mitteilte. "Es ist aus unserer Sicht immer grundsätzlich zu begrüßen, dass auf das Thema Flucht und das damit verbundene Leid der betroffenen Menschen aufmerksam gemacht wird." Selbstverständlich habe das UNHCR keinen Einfluss auf die Konzeption des Formats gehabt, das in Australien entwickelt worden sei. Auch im Hauptprogramm des ZDF wird "Auf der Flucht" als Zusammenfassung zu sehen sein - am 4. September ab 23.45 Uhr. (dpa/fm)