
Zugezogen Maskulin:
Rapper dissen Influencer mit Dauerwerbesendung
Zugezogen Maskulin macht sein Musikvideo zur Dauerwerbesendung. 16000 Euro kommen dabei in knapp vier Minuten zusammen. Der Clip ist natürlich Kommerz-Kritik. Und Marken wie Dazn parodieren fleißig mit.

Foto: Zugezogen Maskulin/Youtube
Musikvideos enthalten oft Produktplatzierungen: Wenn zum Beispiel die Rolex am Handgelenk eines bekannten Rappers aufblitzt, hat sich die Uhrenmanufaktur diesen Aufritt wahrscheinlich einiges kosten lassen. Wie viel genau - das erfährt der normale Zuschauer natürlich nicht.
Bis jetzt. Denn das Rap-Duo Zugezogen Maskulin sorgt nun für maximale Transparenz. Im Video zum Song "Der Erfolg" zeigen die Rapper Grim104 und Testo exakt, wie viel Geld sie mit ihren zahlreichen Werbepartnern verdienen. "Wie man 16.000 Euro in 3:37 Minuten macht" heißt es zu Beginn des Films, den das Wort Dauerwerbesendung wohl treffender beschreibt.
Tatsächlich fällt es schwer, vor lauter Werbebotschaften noch auf den Text zu achten. Auf einer Leinwand erscheint als erstes das Logo von Dazn, während das Rap-Duo Pappschilder mit einem Claim des Streamingdienstes hochhält. Hinzu kommt ein bezahlter Instagram-Post. Schon klingelt es in der Kasse: 3000 Euro.
Das Prinzip zieht sich über die komplette Länge des Videos, bis eben die 16.000 Euro erreicht sind. So tragen die Musiker T-Shirts des Modelabels Opór Streetwar, putzen sich die Zähne mit Bürsten von Hydrophil oder präsentieren Wasserflaschen der Marke Soulbottles.
Botschaft: Geld schlägt Moral
Zugezogen Maskulin weiß selbstverständlich auch, die eigenen Fans zu monetarisieren: Wer seinen Instagram-Namen im Video sehen wollte, musste zwei Euro überweisen. Wem das nicht reichte, konnte sich für zehn Euro fünf Sekunden Sichtbarkeit in Form von Bildern, Logos oder Videoausschnitte erkaufen.
Geht noch mehr? Klar: Zwei Sekunden auf dem gesamten Bildschirm kosteten 200 Euro. Das Video soll innerhalb kürzester Zeit ausgebucht gewesen sein, heißt es.
Trotz des durchaus unterhaltsamen Werbe-Exzesses, lohnt es sich, auf den Text zu achten, um den tieferen Sinn hinter dem wohl ungewöhnlichsten Anzeigenformat des Jahres zu verstehen. "Wenn meine Seele einmal den Körper verlässt. Der Erfolg gibt mir recht.", heißt es im Refrain.
Erfolg ist hier ein Synonym für materiellen Reichtum, der selbst frauenverachtendes Verhalten legitimiert: "Heut' hab' ich tausend Schlampen, die mein Geld verbrennen."
Spitze gegen Influencer
Für Geld mache ich alles, so die zentrale Botschaft. Sie ist nicht zuletzt als Spitze gegen Influencer zu verstehen. Mit Zeilen wie "Wie viel Klicks hat denn dein Neuer, wenn ich fragen darf?", oder "Du hast 'n Partner, der dich liebt, aber hat er auch 'ne Modemarke?" kritisieren Grim104 und Testo die Oberflächlichkeit des Geschäfts mit den Markenbotschaftern auf Instagram und Co.
Dazu muss man wissen: Zugezogen Maskulin ist bekannt für seine Kommerz-Kritik und satirischen, bisweilen sarkastischen Texte. Das Duo präsentiert sich bewusst als Gegenpol zum "Bling-Bling" des Gangsta-Raps und dessen Macho-Attitüde. Die Rolex am Handgelenk blitzt nur aus Ironie.
Abschließend bleibt noch die fast philosophische Frage, was es bedeutet, wenn Marken wie Dazn in einem Musikvideo werben, das Werbung parodiert? Es gibt keine schlechte PR, könnte man jetzt wenig originell antworten. Aber vielleicht kommt am Ende der Streamingdienst selbst einer Antwort am nächsten.
Unter dem Video kommentierte Dazn kurz und knapp in Jugendsprache: "lit". Was, für die Älteren unter uns, so viel heißt wie "toll" oder "super":